Ich war ja nach dem ersten Teil schon voller Vorfreude auf den zweiten Teil des Buches über die Familie Lagerfeld. Denn diese Spannung, wie etwas weitergeht, halte ich nur ganz schwer aus;). Nun war es also so weit und das Buch Das Glück unserer Zeit- Das Vermächtnis der Familie Lagerfeld ist angekommen und ich habe es direkt verschlungen.
Das Vermächtnis der Familie Lagerfeld
Das Glück unserer Zeit hat mich ja schon im ersten Teil beeindruckt, denn die Familie Lagerfeld ist so viel mehr als ’nur‘ Karl. Gut sechs Monate, nachdem ich euch also Das Glück unserer Zeit- Der Weg der Familie Lagerfeld vorgestellt habe, werden wir uns nun an Teil zwei Das Glück unserer Zeit- Das Vermächtnis der Familie Lagerfeld heranwagen. Ist es so gut wie sein Vorgänger?
Wie geht es weiter mit Otto und seiner Familie?
Das Buch beginnt im Jahre 1925. Otto steht traurig am Grab seiner geliebten Frau Theresia. Er kann ihren Tod schlecht verwinden und gleichzeitig plagen ihn die Sorgen um die Familie. Auch belastet ihn die Frage, wie es mit seinem Lebenswerk, den Glückskleewerken weitergehen soll. Er benötigt einen Investor, die geschichtlichen Umstände sind alles andere als leicht.
Und Otto Lagerfeld ist alles andere als glücklich. Aber er arbeitet unermüdlich, um seiner Tochter Thea eine sorgenfreie Zukunft zu ermöglichen. Und alle raten ihm, dass er nach dem Tode seiner geliebten Ehefrau unmöglich allein bleiben kann. Auch zu Theas Wohlergehen.
Er mag an alles denken, aber nicht an eine neue Bindung. Auch seine beruflichen Sorgen werden nicht kleiner.
Dann reist er eines Tages nach Berlin und stößt dort mit der sehr ehrgeizigen und unbedingt unabhängig bleiben wollenden Elisabeth zusammen. Und in Otto regen sich tatsächlich zarte Gefühle.
Doch die gestrenge Elisabeth ist so einfach nicht zu beeindrucken.
Dann geht es bergauf
Aufgrund seiner großen Expertise gelingt es Otto, die Glücksklee zu retten und auszubauen. Im Geschäftlichen erweist er sich als weitsichtiger Experte, der seine Angestellten mit großem Respekt behandelt und es sich zur Maxime gemacht hat, stets bescheiden aufzutreten.
Auch seismographische Schwingungen der Geschichte nimmt er schnell wahr und reagiert entsprechend.
Elisabeth und er werden ein Paar und heiraten auch, obgleich ihr wenig der Sinn danach steht. Nach Kindern schon gar nicht. Und sie ist auch nicht eben nett zu der kleinen Thea, die sie früh in ein Internat abzuschieben weiß. Otto ist hin- und hergerissen. Elisabeths Ansprüche sind hoch, ihr Herz ziemlich kühl. Tiefe Gefühle oder Warmherzigkeit sind ihr fremd.
So kann man die Ehe der beiden in meinen Augen nicht unbedingt als emotional bezeichnen.
In meinen Augen versucht Otto jedoch für die damalige Zeit ein guter und loyaler Ehemann und Vater zu sein.
Die Familie wird größer
Trotz ihrer Abneigung gebärt Ebbe, wie Elisabeth genannt wird, ihrem Otto zwei Kinder. Eines davon ist der später als Modeschöpfer bekannt gewordene Karl.
Auch wenn sie den Großteil der Erziehung einem Kindermädchen überlässt, sieht sie Karls ‚Andersartigkeit‘. Sie nennt ihn einen Feingeist und mit ihrer starken Persönlichkeit versucht sie ihn zu Höchstleistungen zu gängeln. Dabei sind ihre Methoden oft mehr als fragwürdig.
Sie wird zunächst eine große Anhängerin des Nationalsozialismus und hält Ottos Bedenken, die er von Anfang an hat, für leeres Geschwätz.
Obwohl die Glückskleewerke finanziell in ‚Feindeshand‘ sind, versucht und gibt Otto alles, um die Nationalsozialisten davon zu überzeugen, wie wichtig Glücksklee für Deutschland ist.
Dabei werden ihm viele Knüppel zwischen die Beine geworfen…
Nebenbei muss er sich auch noch den Kindern des verschollenen Bruders Paul annehmen, auch hier versucht er alles zu geben.
Wie gefiel mir das Buch
Dadurch, dass ich die Familie nun schon ein bisschen ‚kannte‘, gelang das erneute Eintauchen in die Familiengeschichte erstaunlich gut. Die historischen Verwicklungen und wie es mit der Familie weitergeht, haben mich sehr an das Buch gefesselt.
Der Autorin Heike Koschyk ist es sehr gut gelungen, ein vollständiges und schlüssiges Bild dieser Familie zu zeichnen. Nach wie vor beeindruckt mich Ottos Lebenswerk und seine Fürsorge sehr. Und mein Bild von Karl? Das hat sich ein bisschen gewandelt.
Am Ende hatte ich so etwas wie Mitleid mit dem armen Otto, denn vor lauter Arbeit und Fürsorge für seine Lieben kam sein eigenes Leben und seine Art zu leben ein bisschen kurz.
Das Buch ist Leseglück, allerdings bedingt der zweite Teil schon, dass man den ersten auch gelesen haben sollte.
Es ist eine gelungene Mischung aus Fiktion und Wirklichkeit.
Für wen ist dieses Buch?
Für alle, die Familiengeschichten, auch real existierender Persönlichkeiten lesen mögen. Denn zeitgleich saugt man ja auch noch viel Historie mit auf. Es ist schon bedrückend zu lesen, wie eine Regierung in der Lage war, ganze Lebenswege zu beeinflussen oder gar zu zerstören. Während des Lesens hatte ich oft den Kaffeetisch meiner Ur-Oma vor Augen, denn dort gab es die besagte Dosenmilch sehr häufig.
Interessiert ihr euch für solche Geschichten? Wusstet ihr um den Werdegang der Familie Lagerfeld?
Give your life a glow,
Eure Nicole
Ich danke dem Goldmannverlag und Penguinrandomhouse herzlich für das mir freundlich überlassene Buch. Es war mir eine Freude, es zu lesen.
Der Link zum Buch ist ein reiner Hinweis. Ich verdiene nichts daran und wurde nicht für diesen Beitrag bezahlt.
Ich habe das Buch von Alfons Kaiser über KL gelesen, der Zugang zu den Archiven hatte und ganz nah an ihm dran war. Daher siehst du es mir bestimmt nach, wenn ich sage, ausreichend über die Familie mich informiert zu führlen. Und es natürlich echt total interessant, wie sich der Blick auf KL verändert, wenn man mehr über seinen Hintergrund weiß. Liebe Grüße S
Das war, obwohl das Buch ja vordergründig von seiner Familie handelt, das Überraschendste für mich. Und der Rest war beeindruckend dazu.
Und ja, dann bist du gut informiert.
Liebe Grüße
von Aaaaa
Hm, ich mochte den Karl ja nun gar nicht. Und obwohl ich Biografien wirklich liebe, würde ich nun ausgerechnet die vom Herrn Lagerfeld eher nicht lesen wollen, weil siehe vorn. Andererseits könnte man mehr darüber erfahren, warum er so wurde wie er war. Ist bestimmt auch eine faszinierende Geschichte.
Liebe Grüße
Fran
Ich fand ihn toll.. Dieses Buch, das mehr von der interessanten Biographie seiner Familie handelt, hat das Bild etwas gewandelt. Die Geschichte ist sehr inetressant, denn er war von beginn an ein ‚besonderer‘ Mensch.
Liebe Grüße
Nicole
Eigentlich lese ich gern solche Geschichten und biografisch angehauchte Erzählungen, aber es ist derzeit einfach so, dass ich dafür weder die Zeit noch die Energie aufbringen kann. Es ist auf jeden Fall beeindruckend unter welchen – auch politischen – Bedingungen Menschen früher – und das ist noch nicht sooo lange her – gelebt haben. Wenn man nicht wohlhabend war, war man allein gelassen. Da gab es keinen Sozial-Staat, der geholfen hat. Das ist eine großartige Errungenschaft der Nachkriegs-Demokratie und wirklich besonders wertvoll.
Herzlich, Sieglinde
Ich bin so bei dir und das sollten wir auch nie vergessen. Diese Geschichte fand ich aus vielen Gründen sehr spannend und faszinierend und sie hat mein Bild über Karl auch ein wenig gerückt.
Für mich zusätzlich beeindruckend war, dass manche Menschen auch unter Druck versucht haben, ihr Gesicht nicht zu verlieren.
Liebe Grüße zu dir
Nicole
Um den Werdegang der Familie wusste ich nicht, bin aber auch kein Fan von Karl. Daher lasse ich dieses Buch aus. Stattdessen haben mich in diesem Monat drei Autorinnen mit unerwarteten Fortsetzungen überrascht, von denen ich zwei schon durch habe und die letzte nehme ich heute in Angriff. Und freue mich schon auf ein Lesewochenende!
Einen schönen Dienstag wünscht Dir
Ines
Wow- ich habe schon bei dir gelesen. Eine dieser Fortsetzungen finde ich sehr interessant.
Ich wusste ‚unbewusst‘ von dem Hintergrund der Familie. Und das hier noch einmal zu lesen, ist sehr faszinierend. Und mein Fansein von Karl hat sich etwas abgeschwächt.
Liebe Grüße
Nicole