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Der 2. Teil: Haus der Wünsche- das KaDeWe

Werbung-Rezensionsexemplar

Seit seiner Gründung hob es sich immer von seinen Mitbewerbern ab: das KaDeWe. Ein besonderes Kaufhaus, dessen Gründung und Geschichte viele Fragen offenlässt. Nun hat Marie Lacrosse den zweiten Teil ihrer teil-fiktiven Biografie veröffentlicht und ich habe sie gelesen. Nimmt sie den Leser wieder so mit wie beim ersten Teil?

KaDeWe- Haus der Wünsche

Im ersten Teil geht es ja darum, wie Adolf Jandorf quasi aus dem Nichts und mit einer gehörigen Chuzpé sein erstes Warenhaus gründet. Denn der ursprüngliche Inhaber war M.J. Emden, dem er ’sein‘ Warenhaus jedoch schon bald abkauft. Waren die Warenhäuser zunächst in den Arbeitervierteln ansässig, ging Jandorf mit seinem KaDeWe ein schwer zu kalkulierendes Risiko ein, als er es abseits der Geschäftsviertel und nahe den Wohnvierteln gutsituierter Bürger von Berlin gründete.

Seine untrügliche feine Nase fürs Geschäft war aber richtig gelenkt, denn mit einer der ersten U-Bahn Stationen Berlins, dem Wittenbergplatz, lag es verkehrsgünstig gelegen. Er wollte hier einen Tempel erschaffen, in dem sich die Menschen ihre Konsumträume in besonderer Atmosphäre erfüllen konnten. Das ist ihm nachweislich bis heute geglückt.

KaDeWe-Haus der Wünsche

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In der Hochzeit verkauft er seinen Lebenstraum

In den Büchern wird er als Pionier der Dienstleistung und als sehr gütig beschrieben, jeder hat bekommt bei ihm eine gute Chance als Angestellter, wenn er sich Mühe gibt und fair bleibt. Mit seinem Personalleiter Bergmann verbindet ihn auch privat eine enge Freundschaft.

So ermöglicht er einer der Hauptprotagonistinnen, Rieke Krause, dass sie im KaDeWe als Kassenmädchen beginnt und sich stetig hocharbeitet.

Adolf Jandorf besitzt aber auch sehr gute Instinkte. Wie er sind auch die anderen Inhaber der Warenhäuser Juden und dass das Leben für sie mit dem langsamen, aber steten Erstarken der Juden immer schwieriger wird, spürt er früh. Also verkauft er sein ‚Baby‘.

KaDeWe-Haus der Wünsche

KaDeWe- Haus der Wünsche- wie beginnt es?

Wir starten im Berlin der 20er Jahre. Vieles, was vor dem Ersten Weltkrieg und der Weltwirtschaftskrise als undenkbar galt, scheint nun möglich. Wann wird das KaDeWe vom Haus der Träume zum Haus der Wünsche?

Rieke Krause hat es bis zur ersten Aufsichtsdame für Damenkonfektion geschafft und ist mit dem KaDeWe-Schreiner Peter liiert.

Ihre Freundin Judith, die Tochter von Paul Bergmann, studiert an der Frauenhochschule von Alice Salomon und gibt dort auch Unterricht. Auch sie wird gefördert und geht ihren Weg.

Nach ihrer Trennung von Harry Jandorf, Alberts Sohn, hat sie noch die eine oder andere kurze Beziehung, die niemals gut endet. Dann verliebt sie sich in den neuen Geschäftsführer des KaDeWe, Martin Tietz. Er ist der Sohn einer der neuen Eigentümer und hat größte Pläne mit seinem Kaufhaus. Ein kostspieliger Umbau wird geplant, auch sein lebt er sein Leben nicht gerade bescheiden. Etwas, mit dem Judith von Anfang an ihre liebe Mühe hat.

KaDeWe-Haus der Wünsche

Wenn es ihm von Nutzen ist, handelt Martin ähnlich wie Adolf Jandorf und befördert seine Mitarbeiter. So auch Riekes Freund und späteren Ehemann, der vom einfachen Schreiner zum Dekorateur ernannt wird. Er hat auch viele brillante Ideen.

Es wird immer mehr spürbar, dass die Nazis sich mehr und mehr ins System schleichen. Die Armut und Wohnsituationen werden wieder schlechter, die Schere zwischen Arm und Reich geht immer weiter auf.

Rieke spürt es deutlich bei ihrer Mutter, die immer noch im hinteren Teil der Wohnanlage wohnt und nur in einem Zimmer über elektrisches Licht verfügt. Als ihr neuer Lebensgefährte bei einer Parteiversammlung bis zur Querschnittslähmung geprügelt wird, muss Rieke ihr unter die Arme greifen.

Die Nazis sind immer mehr auf dem Vormarsch, was passiert im KaDewe?

Die verschiedenen Nazigruppierungen unterwandern Organisationen, verbieten Parteien und ebnen sich so und mit perfiden Methoden immer mehr den Weg zur Macht. Auch vor dem KaDeWe machen sie in vielen Situationen nicht Halt. Was wird also passieren? Was wird aus den Akteuren? Und was wird aus dem KaDeWe?

Nun, dass es das KaDeWe bis heute gibt und es zu den drei bekanntesten Kaufhäusern Europas gehört, ist ja kein Geheimnis. Den Rest erfahrt ihr beim Lesen des Buches.

Wie mir die Fortsetzung gefallen hat

Mir war ja von Anfang an bzw. nach dem Ende des Buches klar, dass ich den zweiten Teil unbedingt lesen ‚muss‘. Und so bin ich neugierig und voller Eifer gestartet, als es bei mir eingetroffen ist.

Es las sich genauso gut wie Teil 1 und ich war schnell wieder ‚drin‘ und dabei. Die Geschichte ist flüssig erzählt, endet aber vor dem Beginn des Krieges. Dennoch sind die Schrecken und furchtbaren Verbrechen des Regimes und seiner Anhänger schon in vollem Ausmaß vorhanden.

KaDeWe-Haus der Wünsche

Auch bei diesem Buch ist es wichtig, das Nachwort zu lesen, denn die Autorin erzählt auch hier wieder genau, was Historie, Wahrheit und Fiktion sind. Sie bindet das in die Handlung für mich aber sehr schlüssig und fließend ein.

Das Buch war wieder sehr gut zu lesen, es hat mir gefallen.

Ich finde es allerdings sehr wichtig, dass ihr vor dem 2. Teil von KaDeWe- Haus der Wünsche den ersten Teil lest. Denn die Geschichte baut tatsächlich aufeinander auf und wäre sonst unverständlich.

KaDeWe- Haus der Wünsche

Ich fand die Geschichte trotz der manchmal herrschenden Düsternis sehr wichtig und interessant. Auch weil man sieht, dass durch Naziherrschaft viele Errungenschaften der Frauen rückgängig oder unmöglich gemacht wurden. Und das heute noch besondere KaDeWe ist wirklich ein spannender Aspekt der Kaufhausgeschichte.

Mögt ihr solche Geschichten? Mögt ihr diese besonderen Kaufhäuser?

Give your life a glow,

Eure Nicole

 

Der Link zum Buch ist ein reiner Hinweis. Ich verdiene nichts daran und wurde nicht für diesen Beitrag bezahlt. Herzlichen Dank an den Goldmann-Verlag und Penguinrandomhouse, dass sie mir dieses Buch zur Verfügung gestellt haben.

 

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4 Kommentare

  1. Ui, es gibt einen zweiten Teil? Da ich den ersten schon ziemlich klasse fand, landet der jetzt auch auf meiner Leseliste :-)
    Liebe Grüße
    Fran

  2. Grundsätzlich liebe ich solche Geschichten in Bezug auf die beiden Frauen, die verschiedenen Lebensweisen der Männer und das geschäftliche Geschehen. In den 1980ern und 1990ern, als ich erstmals solche Kaufhäuser betrat in Paris, Berlin und Rom, haben sie mich positiv aus den Socken gehauen, obwohl ich aus Hamburg zwei große Häuser kannte – das waren andere Hausnummern. Inzwischen sind mir solche riesigen Kaufhäuser allesamt zu viel. Mich erschlägt alleine der Geruch, wenn ich durch die Parfümerieabteilung muss, wenn die im Erdgeschoss liegt.

    Das Konzept der Geschichte finde ich klasse, werde aber Band 2 dennoch nicht lesen, obwohl ich Band 1 gelesen habe. Der Kriegshintergrund hält mich davon ab, denn es ist keine abgeschlossene Vergangenheit, sondern steht direkt wieder vor der Tür. Mit der AfD und Putin ist mir das gerade alles zu nah, um es in dichterisch verpackter Geschichte zu lesen.

    Lieber sind mir im Moment Bücher, die in den 1950ern und 1960ern spielen, die diese politische Geschichte aufarbeiten und neue Wege beschritten werden.

    Einen schönen Tag wünscht Dir
    Ines

    1. Wobei das Buch sich nicht im Krieg, sondern unmittelbar davor bewegt. Aber ich verstehe deine Beweggründe gut, mich treibt das auch alles ordentlich um.
      Interessant ist hier, neben der eigentlichen Geschichte, wie sich die Dinge zunächst sanft und dann mit aller Macht entwickelt haben. Deshalb ist genaues Hinschauen sehr wichtig.

      Liebe Grüße
      Nicole

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