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Der Engel von Warschau-Leseglück

Der Engel von Warschau, was engelsgleich klingt, hat mich ganz schön beschäftigt, berührt und mitgenommen, aber auch mit Hoffnung erfüllt. Und gerade dieser Tage, an dem sich der Gedenktag der Opfer des Holocausts erneut gejährt hat, bekommt es noch einmal eine tiefere Bedeutung. Ich fand, es ist nichts für schwache Herzen, aber dennoch eine ‚Pflichtlektüre‘.

Der Engel von Warschau

Der Engel von Warschau

Das Buch ist aus der Reihe Bedeutende Frauen, die die Welt verändern und war eine gemeinsame Anschaffungsentscheidung von unserer Tochter und mir.

Das Buch erzählt von den mutigen Taten der Irena Sendler, dem sogenannten Engel von Warschau, die unter Lebensgefahr zunächst einigen jüdischen Kindern zur Flucht verhilft.

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Der Inhalt

Das Buch * beginnt im Jahre 1940 und spielt in Warschau. Die deutsche Wehrmacht plant hinter verschlossenen Türen den Bau eines Ghettos, wo die Juden von Warschau untergebracht werden sollen, damit sie geballt zusammen sind. Zeitgleich werden die reichen Juden enteignet, teilweise ziehen die Nazis 1:1 in ihre Wohnungen ein. Niemand kann sich die Grausamkeit in der Realität vorstellen oder glaubt daran. Der Engel von Warschau

Irena Sendler arbeitet im Sozialamt von Warschau und begeht schon vor dem Bau des Ghettos viele gute, aber rechtlich nicht einwandfreie Taten, um den armen Menschen zu helfen.

Als die Lage sich zuspitzt und klar wird, dass das Ghetto nicht nur gebaut wird, sondern später auch noch die Vernichtung ihrer Mitbürger beschlossen wird, entwickeln sie und ihre Freundinnen nach und nach Pläne, um den Menschen zu helfen.

Immer ist sie dabei im Zwiespalt, weil sie ihr eigenes Leben, das Leben ihrer Mutter und das Leben ihres Freundes, der ebenfalls Jude ist, täglich neu aufs Spiel setzt.

Dann schmuggelt sie ihr erstes Baby aus dem Ghetto. Aus dem anfangs eher spontan gefassten Entschluss werden konkrete Fluchtpläne und konkrete Fluchtmöglichkeiten. Sie bleibt die ganze Zeit fest in dem Glauben, dass sie die Kinder irgendwann an ihre Eltern zurückgeben kann. Für jedes der Kinder legt sie ein Zigarettenpapier mit deren alten und neuen Namen an, damit sie sie später zuordnen kann.

Selbst, als die Nazis ihr auf die Schliche kommen, soll sie unter Folter nichts verraten haben.

Am Ende des Krieges soll Irena Sendler 2500 Menschen gerettet haben. Ihr erscheint das im Vergleich zu den Toten zu wenig. Aber alle bewundern sie für ihren Mut, ihre Tatkraft und ihre Selbstlosigkeit.

Warum mich der Engel von Warschau so berührt und bedrückt hat

Gut, das Thema allein reicht für mich schon, um ein Gefühl der Beklemmung zu erzeugen. Mich berührt aber immer wieder zutiefst, dass es Menschen gegeben hat, die unter Einsatz ihres Lebens versucht haben, etwas zu tun. Und es getan haben.

Der Engel von Warschau

Was mich ernsthaft und nachhaltig bedrückt hat, waren die in dem Buch eingeschobenen Dialoge zwischen Nazis. Wie perfide und menschenverachtend dieses System agiert hat. Und wieviel Selbstherrlichkeit dabei war. Als ich diese Sprache las, stellten sich mir die Nackenhaare auf. Für mich ist es völlig unverständlich, so zu denken und diese Gedanken dann noch in Sprache zu fassen.

Das Buch rüttelt auf, denn dieser Teil der Geschichte sollte niemals vergessen werden.

Unterstützt wurde für mich das Ganze dann noch dadurch, dass ich mir die Wannseekonferenz angeschaut habe. Unfassbar, wie kaltschnäuzig, menschenverachtend und zugleich selbstherrlich das ablief und doch war es da. Aber es darf einfach nie wieder passieren.

Leseempfehlung für den Engel von Warschau

Natürlich ist dieses Buch kein leichter Lesegenuss. Aber es ist beeindruckend, die Hilfsbereitschaft und Tatkraft von Irena Sendler und ihren Freundinnen und Helfern zu sehen. Es ist Mahnung, auch wenn du selber nicht so denkst. Es ist Geschichte. Und es ist schön zu lesen, dass sie es am Ende geschafft hat und einiges an Nadelstichen in einem sinnlosen Krieg mit seinen menschenverachtenden Entscheidungen zu setzen. Und Hoffnung schuf. Was der sehr erfreuliche Teil und Hoffnung machende Teil dieses Buches war.

Der Engel von Warschau

Mögt ihr solche Bücher? Findet ihr auch, dass das Gedenken nie verblassen darf?

Give your life a glow,

Eure Nicole

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10 Kommentare

  1. Ein Volk, das vergisst, ist zur Wiederholung verdammt. Dieser Satz, den ich irgendwann hörte, sagt alles. Leider ist auch heute noch Antisemitismus in vielen Köpfen vorhanden. Einen besonderen Dank daher für den Buchtipp.

    1. Liebe Cora,
      der Satz trifft es wirklich genau. Wie du sagst, deshalb ist es wichtig, dass solche Bücher eine mahnende Erinnerung bleiben.
      Liebe Grüße
      Nicole

  2. Manche dieser Bücher kann ich nicht lesen oder nur am Tage – und dann ein „leichtes“ Hörbuch zum Einschlafen. So ging es mir auch bei „Deutsches Haus“ von Annette Hess.
    Liebe Grüße
    Ilka

    1. Liebe Ilka,
      vor dem Einschlafen lese ich das auch nicht, eher tagsüber. In diesem Buch hält es sich ganz gut die Waage, wenn man das so sagen kann. Es unterstützt einfach noch einmal, wie schlimm und gefährlich das alles war. Ich glaube, dass es ohne diese Zwischenspiele zu einfach gewesen wäre. Aber bedrückend war es trotzdem.
      Liebe Grüße
      Nicole

  3. Die Villa der Wannseekonferenz habe ich einmal besucht und war geschockt von der „Normalität“ der Männer dort (viele angeblich gebildet und mit Dr. Titel), die den Tod von Millionen einfach so beschlossen. Ein bürokratischer Akt.
    Die „Banalität des Bösen“, wie es Hannah Ahrendt so treffend nannte, ist das Erschreckenste daran.
    Dass es andere Menschen gab, auch viele Frauen, die ihr Leben dafür eingesetzt haben, dass Menschen gerettet wurden, macht es etwas erträglicher. Nein, in dieser Zeit hätte man nicht leben wollen. Was hätten wir gemacht? Diese Frage stelle ich mir öfters. Auch im Hinblick auf manche Tendenzen heutzutage.
    Irena Sendler hat etwas gemacht. Mutig und erfolgreich. Das zeigt, es ist etwas gegangen… Ein Lehrstück für Mut und Herzensbildung und Menschlichkeit.
    Ich finde es sehr gut, dass solche Frauen in Büchern vorgestellt werden und dass sie gelesen werden.
    Danke fürs Vorstellen sagt Sieglinde

    1. Die Frage ‚Was hätten wir gemacht?‘ ist in der Tat eine interessante Frage. An die sich jedoch auch die Frage anschließt, ob man diese im Trockenen beantworten kann….
      Auch bei Irena Sendler ist das Handeln ja aus der Situation entstanden und hat sich dann vergrößert. Aber ja, ich finde es eben so faszinierend wie bewundernswert, dass es diese Menschen gab, die, auch unter dem Einsatz des eigenen Lebens, etwas getan haben.
      Ich finde es auch wichtig, dass man von diesen besonderen Menschen lesen kann.
      Liebe Grüße
      Nicole

  4. Hallo Nicole, ein sehr guter Tipp. Tatsächlich lese ich gerne über/um diese Zeit…auch wenn es oft einen schlucken lässt. Um nichts in der Welt wollte ich zu dieser Zeit gelebt haben, aber nichtsdestotrotz darf sie nicht vergessen werden.
    Die Buchreihe über besondere Frauen favorisiere ich auch und werde diesen Titel direkt auf meine Einkaufsliste für die Bücherei setzen.
    Lieben Dank und liebste Grüße, Conny

    1. Liebe Conny,
      Unsere Empfindungen sind da absolut gleich, denn mir ergeht es genauso.
      Diese Zeit darf sich nie wiederholen, aber auch die, die glückseligerweise nie dabei sein mussten, dürfen das nie vergessen.
      Die Reihe der Frauen ist in der Tat sehr spannend, zumal sie in sehr guter Weise erzählen. Toll, dass du es auf die Liste gesetzt hast.
      Ganz liebe Grüße
      Nicole

  5. Danke für den Lesetipp. Klingt nach einem wichtigen Buch. Was mich jetzt vom Lesen abhält, ist der Hinweis zu den Nazidialogen. Da reicht mir das Wissen darum, das muss ich nicht noch ausführlich lesen. Das ging mir schon so in einem Buch von Peter Prange, bei dem ich deshalb Teil 2 nicht gelesen habe – da war ein Nazi in der Familie und sein Bruder schwerbehindert.

    Bemerkenswert, was diese Frau geleistet hat!

    Herzliche Grüße
    Ines

    1. Ich kann sehr gut nachempfinden, was du mit den Dialogen meinst. Mir ergeht es da nicht anders als dir. Aber es sensibilisiert ungemein (selbst, wenn man das schon ist) und sie gehören insofern dazu, als dass sie noch einmal auf sehr eindringliche Weise deutlich machen, dass die Taten von Irina Sendler und ihren Freundinnen nicht nur besonders und großartig waren, sondern auch, was diese Frauen und ihre Unterstützer riskiert haben.
      Und es ist nicht sooo ausführlich, aber präsent.
      Ich bin gespannt, ob du es liest.
      Liebe Grüße an dich,
      Nicole

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