
Ein neuer Monat, ein neuer Wert. Der siebte schon und dieses Mal sprechen wir über Toleranz. Es gibt gute Gründe, diesen Wert in die Wertereihe mit aufzunehmen. Und manchmal habe ich das Gefühl, wir können das gar nicht oft genug denken und sagen, wie wichtig es ist, tolerant zu sein.
Natürlich ist Toleranz nicht bedingungslos, aber sie macht einiges leichter und das Leben auch besser lebbar.

Toleranz- eigentlich muss man nicht darüber reden
Ich habe mir am Anfang dieses Jahres, als ich beschloss, eine Wertereihe zu schreiben, meine 12 wichtigsten Werte notiert. Eine Reihenfolge gab es aber nicht. Irgendwie hat es sich im Verlauf der Monate ergeben, dass es immer mit dem jeweiligen Wert irgendwie passte. So ist es auch in diesem Monat mit der Toleranz. Denn die Fußball-EM hat auf meist schöne Weise verdeutlicht, wie angenehm dieser Wert doch sein kann. Wenn alle, unabhängig ihrer Überzeugung gemeinsam feiern.
(M) Eine Definition von Toleranz
Natürlich habe ich auch wieder bei unserem Online-Nachschlagewerk nach geschaut, wie dort Toleranz definiert wird. Erdulden finde ich ein hartes Wort, denn für mich macht sie einiges leichter oder eben verständnisvoller.
Toleranz/Verständnis ist im Alltag bei vielen Dingen ratsam. Wie bei allem ist es jedoch so, dass wir es oft ‚zerreden‘. Solange wir das tun, denke ich immer, dass die Dinge eben noch nicht verinnerlicht wurden.
Darum setze ich Toleranz auch mit Akzeptanz gleich, ihr auch?
Wie definiere ich tolerant?
- Toleranz steht für mich für ein friedlicheres Zusammenleben. Gerade auch, wenn jemand anders lebt als ich. So wie ich andere Lebensentwürfe akzeptiere, die mir nicht zwangsläufig gefallen müssen. Das gilt an dieser Stelle natürlich ebenso für Aussehen, Wünsche und dergleichen.
- Sie ermöglicht Offenheit, Akzeptanz und Empathie unterschiedlichen Lebensweisen und Hintergründen gegenüber.
- Toleranz fördert für mich Zusammenarbeit und Harmonie, denn nicht jeder arbeitet oder agiert wie ich und das muss ja nicht schlechter sein.
- In einer diversen Gesellschaft fördert Toleranz das Zusammenleben und Zusammensein unterschiedlicher Menschen
- Sie hilft uns beim Betrachten unterschiedlicher Perspektiven zu lernen und gegebenenfalls auch daran zu wachsen
- Toleranz bedeutet aber nicht (bedingungslose) Zustimmung, sondern zunächst einmal respektvollen Umgang mit der Existenz anderer Einstellungen.
Warum ich Toleranz nie lernen musste
Ich glaube, ich habe bei sehr vielen Dingen, die einem im Leben so begegnen, meine Toleranz schon mit der Nuckelflasche aufgesogen. Es gibt einfach Dinge, die ich nicht so wahrnehme, als ob ich darüber nachdenken müsste, wie liberal ich dabei sein müsste. Sie sind einfach da. Ich sage ganz oft, dass Nicole ein Synonym für Toleranz sein könnte.
Für mich ist und bedeutet Toleranz, die Fähigkeit Vielfalt zu respektieren und anzuerkennen, auch wenn ich eine andere Lebensweise pflege, eine andere Ansicht oder Überzeugung besitze.
Das bedeutet natürlich nicht, dass ich alles dulde, ertrage oder akzeptiere. Aber die gängigen Themen, die so oft öffentlich diskutiert werden, die beschäftigen mich nicht. Die nehme ich als selbstverständlich oder gegeben hin. Ich beurteile Menschen auch nicht danach.
Das ist vermutlich der Grund, warum ich mich manchmal bei Social Media so schwertue, wenn es da immer nur die eine Lösung/Lebensweise/Ernährung/Mode gibt.

Das Leben und Lebensentwürfe sind bunt
Wir leben in einer so bunten Welt, die wir hierzulande in Freiheit genießen können, dass ich es oft auch sehr spannend finde, mit Menschen darüber zu sprechen, wie und warum sie so leben. Wie sie entdeckt haben, dass das ihr Weg ist. Mit bestimmten, angeblich der Toleranz geschuldeten, Hemmschuhen in der Sprache nehmen wir uns oft diese Freiheit.
Ich kann Dinge und Lebensentwürfe bei anderen schön finden, die mir selbst für mich oder mein Leben nie in den Sinn kämen. Die eventuell gar nicht zu mir zu passen würden. Während andere Menschen völlig fein damit sind oder aussehen.
Wo Vorurteilsfreiheit für mich aufhört
Es ist natürlich klar, dass es auch dafür eine Grenze gibt:
- Wenn ein anderer Mensch aufgrund einer bestimmten Lebensweise Schaden nimmt
- Wenn die Freiheit eines anderen eingeschränkt wird
- Wenn es um wirklich extreme, schädigende Meinungen oder Handlungen geht
Ansonsten gibt es, so glaube ich, nicht vieles, was mich wirklich schockieren würde oder wo ich nicht zumindest einen Hauch von Akzeptanz entwickeln würde.
Seid ihr tolerant? Wo hört es bei euch auf?

Alles Liebe,
Eure Nicole
Da hast Du mit der Toleranz einen wichtigen Wert heute beschrieben, liebe Nicole. Es tut gut, dass Du diesem soviel Bedeutung beimisst.
Toleranz ist für mich etwas aktives. Das bedeutet, dass er-dulden für mich nicht das richtige deutsche Wort ist. Dulden hingegen schon eher. Toleranz ist für mich im Bestfall gepaart mit Gelassenheit, wo ja auch das „lassen und gelassen“ drin steckt. In Bayern sagt man „leben und leben lassen“. Dieser Spruch drückt es gut aus. Wobei viele Bayern leider weit davon entfernt sind, diese gute Lebensweisheit auch wirklich zu beherzigen.
Die Mentalität der blossen Empörung hat leider überall Einzug gehalten. Die Toleranz wäre ein Gegenmittel. Allerdings benötigt Toleranz eine Selbstsicherheit, die viele Menschen anscheinend nicht (mehr) haben.
Wo die Grenzen für Toleranz sind, hast Du und haben die anderen Kommentatorinnen ja schon aufgezeigt. Ohne diese Grenzen wäre es meiner Meinung nach einfach Gleichgültigkeit. Ja, die Toleranz ist ganz schön anspruchsvoll…
Herzlich,
Sieglinde
Dulden ist eine sehr gute Alternative zu erdulden, gut gedacht, liebe Sieglinde.
Überhaupt gefällt mir deine Betrachtungsweise sehr und auch darin finde ich mich wieder. Denn Toleranz ist vieles, aber niemals gleichgültig.
Liebe Grüße
Nicole
Guten Morgen Nicole, Du hast das wunderbar gesagt und ich ticke genauso. Im Prinzip haben Fran und Claudia auch meine Meinung, die sich von Deiner auch nicht unterscheidet, das weiß ich, gut wiedergegeben.
Letztendlich entscheidet es sich im Miteinander ob wir gut klarkommen.
Ich wünsche Dir einen schönen Tag, liebe Grüße Tina
Vielen Dank, liebe Tina. Ja, ich denke auch, dass Claudia und Fran im Kern so denken wie wir.
Dennoch ist Toleranz wichtig.
Liebe Grüße
Nicole
Ich schließe mich Fran an. Etwas zu tolerieren heißt nicht gleich, dass ich es akzeptiere. Solange ich dabei nicht in meiner Freiheit eingeschränkt werde und dabei Schaden nehme ist es okay. Trotzdem muss ich es nicht gutheißen.
Diese Endlosdiskussionen regen mich mittlerweile auf. Vom Sabbeln wird die Welt nicht besser.
Liebe Grüße
Sabine
Ja, da gebe ich dir recht, ich muss nicht alles akzeptieren und kann es dennoch tolerieren. Aber mit dem Wort erdulden tue ich mich schwer. Darum eher Akzeptanz.
Und deinen letzten Satz unterschreibe ich: Einfach machen und leben hilft mehr.
Liebe Grüße
Nicole
Liebe Nicole, Toleranz ist ein Thema, über das man lange reden kann. Heutzutage ist es fast zu einer Lebensaufgabe geworden, zu verstehen, was Toleranz ist. Intoleranz führt zu Konflikten und, schlimmer noch, zu Diskriminierung und Gewalt.
Für mich ist Toleranz die „magische“ Fähigkeit zu sagen: „Okay, ich stimme nicht zu, aber ich respektiere deinen Standpunkt.“ Toleranz ist auch nicht gleichbedeutend mit alles Passive hinzunehmen oder nicht über etwas zu debattieren. Nur weil ich tolerant bin, heißt das nicht, dass ich mit allem und jedem einverstanden bin. Bei Toleranz geht es eher darum, in Frieden zu leben und die Meinungen anderer Menschen zu respektieren, auch wenn diese das Gegenteil meiner Meinung sind.
Für eine tolerantere Welt, liebe Grüße,
Claudia
Exakt das wollte ich mit diesem Text zum Ausdruck bringen. Und es ist tatsächlich eine Art Magie geworden, obwohl es mir bei nicht schädlichen Dingen nie schwerfiel. Und dir sicher auch nicht.
Liebe Grüße
Nicole
Zwischen Toleranz und Akzeptanz gibt es in meinen Augen durchaus einen Unterschied. Ich kann etwas tolerieren, ohne es gutzuheißen. Wenn ich es akzeptiere, bedeutet das, dass ich es in gewissem Maße durchaus gutheiße. In Akzeptanz schwingt ja doch eine Menge Wertschätzung mit, während Toleranz eben eher ein „erdulden“ ist. Tolerieren kann ich etwas, auch wenn ich es weder akzeptiere noch dem Gegenstand vorurteilsfrei gegenüber stehe. Aber vermutlich würden die meisten Menschen das jetzt als Wortklauberei betrachten ;-)
Für mich trifft Toleranz definitiv da auf eine Grenze, wo das, was ich toleriere, jemandem schadet bzw. etwas beschädigt. Da ist dann das Ende der Toleranz-Fahnenstange erreicht. Ansonsten soll einfach jeder so glücklich werden wie er mag. Es muss mir ja nicht gefallen. Ich darf es anders machen :-)
Liebe Grüße
Fran
Frans Worte
„Ich kann etwas tolerieren, ohne es gutzuheißen.“
und
„Für mich trifft Toleranz definitiv da auf eine Grenze, wo das, was ich toleriere, jemandem schadet bzw. etwas beschädigt.“
treffen meine Einstellung zu Toleranz/Akzeptanz hervorragend.
@Toleranz
Ich toleriere viele Verhaltensweisen und Einstellungen, aber andere verurteile ich und versuche teils, mich davon fernzuhalten, um einer Konfrontation aus dem Weg zu gehen, wenn es die Höflichkeit aus meiner Sicht gebietet. Wenn jemand in Not kommt, schweige ich natürlich nicht. Gerade bei religiösen Gepflogenheiten komme ich da oft an meine Grenzen. Was mir zum Beispiel völlig gleich ist, ich also in dem Bereich als sehr tolerant gelte, sind ethnische Herkünfte und geschlechtliche Orientierung.
Toleranz hat für mich was mit Leben und Leben lassen zu tun – aber nicht mit Persilschein.
Einen schönen Abend wünscht Dir
Ines
Nein, als Persilschein sehe ich das auch nicht. Aber man kann eben einfach respektieren, dass Menschen anders leben, lieben, aussehen. Solange es, wie du auch sagst, niemandem schadet.
Aus dem Weg gehen, ist für mich auch eine Form von Toleranz. Denn wie du es sagst: Solange es niemandem schadet, kann man es doof finden, aber dabei belassen.
Liebe Grüße
Nicole
Ich bin exakt deiner Meinung. Nur (und wahrscheinlich ist das auch Wortklauberei) gefällt mir Erdulden nicht. Das Wort geht mir in meinem Verständnis zu sehr in Richtung Leid. Während Akzeptanz für mich nicht mit Hurra, sondern eher neutral behaftet ist.
Liebe Grüße
Nicole
Hm, ich denke bei erdulden eigentlich nicht an Leid. Eher an dulden, also etwas so lassen wie es ist, obwohl ich es vielleicht nicht toll finde. Ich sag ja: Irgendwie kommt man immer bei Wortklauberei raus ;-)
Genau, wie Sieglinde es sagt: Ohne das ‚ER‘ in Erdulden wird es weicher und besser.
Ja,ja, Toleranz in der Wortwahl 😂😉
Liebe Grüße
Nicole