Auch wenn dieses Buch auf den Kaufseiten als historischer Thriller bezeichnet wird, ich nenne es einen Krimi. Die Akte Adenauer erzählt vom Aufbau der Demokratie nach dem Zweiten Weltkrieg und dem ersten Bundeskanzler der Bundesrepublik Deutschland. Es spielt in der heißen Phase des zweiten Wahlkampfs nach Adenauers Berufsantritt. Er hat allerdings eine für mich geringe Rolle.
Die Akte Adenauer
Gekauft habe ich Die Akte Adenauer* genau wegen seines Titels, der Klappentext klang ziemlich spannend und auch die Hintergründe nach dem Krieg und dem Wiederaufbau Deutschlands in eine Demokratie interessieren mich sehr. Gepaart damit, dass es ein Thriller sein sollte, war der Kauf quasi beim Anblick beschlossen.
Nach der heißen Liebesgeschichte war dann mal wieder Historie angesagt. War es spannend und informativ?
Die USA und Deutschland sind eng verwoben
Es war natürlich ein ziemlicher Selbstgänger, dass Deutschland nach der Kapitulation und dem Wiederaufbau scharf beäugt wurde. Aber nicht nur das, sie wurden durch den amerikanischen CIC auch unterstützt.
Hierbei spielt Philipp Gerber eine wichtige Rolle. Nachdem er während des Kriegs die US-amerikanische Staatsangehörigkeit angenommen hat, wird er nun nach dem Wunsch von Hiram Anderson erneut Deutscher werden und dabei den Aufbau des BKA unterstützen. Hiram Anderson ist zudem der Schwiegervater in spe von Gerber und der Vater seines durch die Nazis brutal ermordeten Freundes.
Das soll aber nicht seine einzige Aufgabe sein: Sein Vorgänger wurde, vermutlich durch die Widerstandsbewegung Werwölfe, ermordet und Gerber soll diesen Mord aufklären. Bald wird klar, dass es irgendwo einen Maulwurf geben muss.
Auch in den Behörden gab es zur damaligen Zeit noch viele Nazis, die natürlich mit der Installation einer Demokratie nicht zufrieden waren.
Gerber sucht sich Unterstützung
Es ist ziemlich klar, dass Gerber zu Beginn seiner Tätigkeit auf Ablehnung stößt. Denn jedem seiner Kollegen ist augenfällig, wo er herkommt. Jeder hat die Furcht, dass er an ihrem Stuhl sägen könnte. Bis sich die Fronten glätten und Gerber seine Kollegen von seiner Zuverlässigkeit überzeugen kann, sucht er sich Unterstützung.
Die bekommt er ausgerechnet von der Journalistin einer streng kommunistischen Zeitung, deren Kollege im Haus von Gerbers Vorgänger brutal ermordet wird.
Damit das Buch nicht ausschließlich von Geschichte lebt, werden die zwei mehr als nur Kollegen.
Was hat Adenauer damit zu tun?
Philipp Gerber hat Adenauer am Ende des Krieges befreit. Eines Tages wird er zum Sicherheitsteam des Bundeskanzlers bestellt. Er kann sich darauf keinen Reim machen und Adenauer scheint ihn auch nicht wiederzuerkennen.
Abends in der Villa des Bundeskanzlers wendet sich das Blatt. Es gibt Hinweise, dass die Untergrundorganisation Werwölfe einen Anschlag auf Herbert Wehner (damals Kanzlerkandidat der SPD) plant. Obwohl er der Konkurrent des Kanzlers ist, möchte dieser aus vielen Gründen genau das verhindern. Er bestellt Gerber zum Sicherheitsbeauftragten für diese Causa.
Außerdem gibt er ihm klar zu erkennen, dass er ihn wiedererkennt. Er bittet den Beamten noch um einen zweiten Gefallen: Hiram Anderson hat eine Akte angelegt: die Akte Adenauer. Mit dieser fühlt sich Adenauer erpressbar, auch wenn es seiner Aussage nach nichts Schlimmes zu sagen gibt. Gerber soll die Akte besorgen.
Wird der Anschlag verhindert? Gelingt es Gerber, die Akte Adenauer zu bekommen?
Es bleibt dem Spannungsbogen geschuldet, dass ich euch das selbstverständlich nicht erzählen werde. Auf jeden Fall passieren noch einige kuriose und merkwürdige Dinge bis zum Ende des Buches.
Wie hat mir die Akte Adenauer gefallen?
Ich mag historische Romane und hier passiert etwas in den Jahren nach dem Krieg, quasi als Grundsteinlegung unseres heutigen Landes. Es ist ausgesprochen interessant zu lesen, wie sich die Dinge entwickelt und manifestiert haben. Wie schwierig es oftmals war, gut und böse auseinanderzuhalten.
Das Buch liest sich sehr flüssig und verständlich. Die Personen kamen mir alle sehr real vor. Wie viel des Buches echt und wie viel davon Fiktion ist, erläutert der Autor am Ende sehr feinsinnig.
Meine Leseempfehlung geht an alle, die auch diesen Teil der Historie beleuchten wollen und dabei eine spannende und flüssige Handlung mögen.
Ist das Buch etwas für dich? Kennst du dich in der Zeit gut aus?
Alles Liebe,
Eure Nicole
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Da werde ich mal in der Bibliothek Ausschau halten. Bei „uns“ kam das im Geschichtsunterricht so gar nicht vor. Bei so manchen Sachen aus Krimis lese ich später genauer nach (die Gereon Rath-Reihe z.B.).
Und das Wetter ist ja auch gerade wie für lange Leseabende gemacht.
Bei ‚uns‘ auch nicht. Heute empfinde ich es als Pflicht. Denn Römer sind spannende, aber die eigene Geschichte sollte man kennen.
Liebe Grüße
Nicole
Als Jahrgang 1951 habe ich die frühen Anfänge nicht erlebt, wohl aber den „Cadenabbia-Adenauer“. Der wird wohl in den Folgebänden eine Rolle spielen. Ich war auch als Kind schon in Cadenabbia, weil wir jedes Jahr am Comer See in der Nähe Zelt-Urlaub gemacht haben (Camping gab es damals noch nicht). Da war ich ab 10 Jahre alt und wusste, dass Adenauer dort Urlaub und Politik machte. Seine Villa habe ich viel später auch einmal besucht. Sehr schön!!
Adenauer war auf jeden Fall ein kluger Kopf und hat sicher gern seine Akte unter seiner Aufsicht verwahrt gesehen.
Dass er mit 70 zum Bundeskanzler wurde, nötigt mir großen Respekt ab.
Der Krimi reizt mich aber dennoch nicht. Mich interessiert – je älter ich werde – die Gegenwart.
Aber toll, dass Du Dich mit dieser Zeit auseinandersetzen willst, denn es liegt viel Kluges darin, wie z.B. unser Grundgesetz.
Herzlich,
Sieglinde
Mir fehlt diese Zeit, weil es im Geschichtsunterricht nicht vorkam und ich auch sonst nichts darüber wusste. Darum fasziniert es mich. In Caddenabia hat die Adenauer Stiftung ja auch ein Zentrum. Du bist ja auch bestens informiert, daher brauchst du es wohl auch nicht so.
Liebe Grüße
Nicole
Die Stiftung ist in seiner Villa… die haben es sehr schön da.
Liebe Grüße
Sieglinde
😊
Was die großen Nazi-Prozesse und die ersten Jahre nach dem Krieg angeht, habe ich jede Menge gelesen. Der Aufbau bzw. Umbau der staatlichen Strukturen nach dem Krieg ist aber eher Terra inkognita für mich. In Sachen Bildung bin ich noch einigermaßen auf dem Laufenden, aber was etwa das BKA oder überhaupt die Polizei- und Gerichtsstrukturen angeht, bin ich völlig unbeleckt.
Daher: Das Buch kommt auch auf meine Leseliste. Klingt sehr spannend. Und wenn es noch die Teile 2 und 3 gibt, umso besser.
Liebe Grüße
Fran
Ich war es auch. Und somit hilft auch, dass es dennoch Fiktion und Wirklichkeit vermischt.
Liebe Grüße
Nicole
Ja, ich finde es auch total interessant. Gerade weil auch in dieser Zeit so viel bewegt und geschaffen wurde. Und eben auch nicht geschafft.
Es lohnt sich.
Liebe Grüße
Nicole
PS: Eben beim Bestellen der Leseprobe als E-Book gesehen, dass das Band 1 von 3 ist. Wirst Du die anderen auch lesen wollen?
Bis eben habe ich das nicht gewusst, Upps. Aber ich denke schon, dass es mich interessieren würde.
Klingt spannend! Beim BKA denke ich natürlich bei Büchern sofort an Maarten S. Sneijder …
Grob kenne ich mich mit dem Teil der deutschen Geschichte aus, der war tatsächlich in der Schule bereits Thema.
Vieles hat sich mir aber auch erst durch Romane und Krimis in den letzten Jahren und daran angeschlossenes Recherchieren zu der Zeit erschossen.
Ich finde es schön, dass es in den letzten Jahren immer mehr Literatur gibt, die nach 1945 spielt und Bücher nicht mehr immer mit Kriegsende abgeschlossen werden.
Der Krimi kommt auf meine Leseliste!
Liebe Grüße
Ines
Ich denke da auch an ihn.. Das hier ist so eine interessante Mischung aus Fiktion und Realität. Ich finde mittlerweile auch die Zeit nach dem Krieg sehr spannend. Aus vielen Gründen. Denn mir geht es genauso wie dir, viele Dinge erschließen sich durch so etwas.
Liebe Grüße
Nicole