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Ein wahres Must-read: Die Postkarte

Als ich das Buch Die Postkarte geschenkt bekam, waren da zunächst der Gedanke, dass es ja, puh, ganz schön Gewicht hat, und dass dieses Gewicht nicht nur physisch ist. Auch wenn das ein wirklich schweres und sehr emotional tiefes Thema ist, für mich ist dieses Buch ein absolutes Must-read. Selbst und besonders dann, wenn ihr sonst eher leichte Literatur bevorzugt. Warum es den Platz ins Leseglück findet?

Die Postkarte ist die Geschichte einer ganzen Familie bis heute

Warum ich euch dieses Buch leichten und schweren Herzens heute zeige und an eures legen möchte, das werdet ihr gleich lesen. Natürlich gibt es viele Bücher, die die Thematik von Die Postkarte* aufgreifen.

Allerdings ist dieses Buch viel mehr und es geht viel tiefer.

Die Postkarte-ein must-read

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Eine erschreckende Familiengeschichte? Eine Mahnung?

Der September wollte es, dass mich die Zeit der Judenverfolgung und des NS-Regimes aufgrund zusammenfallender Zufälle begleitet haben.

So habe ich die Gedenkstätte Sachsenhausen besucht, was mich tief bewegt hat und ich auch hier finde, dass wir uns so etwas wirklich anschauen sollten. Gerade in diesen Zeiten.

Dann bekam ich die Die Postkarte geschenkt. Dieses Buch ist nicht einfach eine Erzählung. Dieses Buch ist eine Geschichte, ein Roman, thrillerähnlich, eine Mahnung und ein Statement.

Was erzählt uns die Postkarte?

Die Mutter der Autorin Anne Berest findet 2003 in ihren Neujahresgrüßen eine anonyme Postkarte mit einem sehr seltsamen Inhalt: Handschriftlich sind auf ihr die vier Namen ihrer in Auschwitz getöteten Verwandten zu lesen. Die Mutter ist verstört. Warum jetzt? Wer hat das geschrieben?

Annes Neugier ist geweckt und Lélia beginnt, ihr die tragische und sehr traurige Geschichte der Familie Rabinowicz zu erzählen. Ist es zunächst nur Neugier, beginnt Anne, nachdem ihre Tochter einen antisemitischen Vorfall in der Schule erlebt, tiefer in die Geschichte einzutauchen.

Die Postkarte-ein must-read

Sie stellt sich die Frage, wie und ob es gerade in der heutigen Zeit gelingen kann, als Jüdin ein normales Leben zu führen.

Ephraim, Emma, Noémie und Jacques nur Namen?

Diese vier Namen stehen auf der Postkarte. Sie sind die Namen von Lélias Großeltern und ihrer Tante und dem Onkel. Wer waren diese Menschen, was hat sie bewegt?

Die Geschichte beginnt sehr viel früher, nämlich zu Zeiten, als Emma und Ephraim heiraten. Es ist zunächst eine arrangierte Ehe, denn eigentlich ist er in seine Cousine verliebt. Emmas Familie stammt aus Lodz. Alle sind Juden, aber Ephraim praktiziert den Glauben nicht. Auch möchte er es nicht für seine Kinder, gibt aber Emma zuliebe immer zu einzelnen Begebenheiten nach.

Ephraim hat große Pläne mit sich selbst, er möchte Erfinder werden und setzt alles daran, diesen Traum zu verwirklichen. Außerdem ist die französische Staatsbürgerschaft sein großes Ziel und er lässt sich nicht durch Fehlschläge entmutigen. Überhaupt glaubt er bis zum Schluss an das Gute im Menschen und kann für sich nicht einsehen, dass die schleichend zunehmenden Einschränkungen, die in der großen Eruption der Verfolgung enden, wirklich stattfinden.

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Ephraims Eltern wandern aus- er gibt sich starrsinnig

Seine Eltern, insbesondere sein Vater, spüren schon sehr früh, wie sich die Stimmung im Land wandelt und sie beschließen, nach Palästina auszuwandern und eine Orangenplantage zu eröffnen. Ephraim beschließt, in Frankreich zu bleiben. Er und Emma bekommen drei Kinder: Myriam, Noémi und Jacques.

Warum stehen nur vier Namen auf der Postkarte?

Die Postkarte, die Lélia erhält, ist mit nur vier Namen beschriftet, denn das dritte Kind, Myriam, war ihre Mutter. Wieso sie überlebt hat?

Die Familie Rabinowicz zieht sich eines Tages tatsächlich in ihr Ferienhaus in Les Forges zurück, weil selbst Ephraim einsehen muss, dass es in Paris zu gefährlich für Juden wird. Seine franzöische Staatsangehörigkeit erhält er nie.

Als die Nazis eines Abends vor dem Landhaus stehen, um die Kinder zur ‚Arbeit‘ nach Deutschland mitzunehmen, schickt er Myriam an, sich zu verstecken und zu verschwinden, weil keiner weiß, dass sie dort ist.

Sie tut, wie ihr geheißen. Das rettet ihr das Leben, lädt ihr aber gleichzeitig eine unendliche Bürde für die Zukunft auf.

Die Postkarte-ein must-read

Es kommt der Tag, an dem auch Emma und Ephraim deportiert werden. Er glaubt bis zum Schluss, dass sie zu den Kindern gebracht werden und so gehen sie hocherhobenen Hauptes fort. Alle vier sterben in Auschwitz.

Nachforschungen über die Familiengeschichte

Myriam trägt diese Bürde ihres Überlebens und die Bilder der Grausamkeit ein Leben lang in sich. Während des Krieges engagiert sie sich, als ihre Tochter geboren wird und Fragen stellt, bleibt sie verschlossen und kann auch Nähe nur sehr schwer oder gar nicht zulassen.

Die Postkarte weckt in Anne den Wunsch, die Geschichte ihrer Familie genauer zu rekonstruieren. Sie beginnt mit der Frage, wer die Postkarte geschrieben hat und warum sie zu diesem Zeitpunkt bei ihrer Mutter ankam.

Dazu engagiert sie einen Detektiv und einen Kriminologen, sie besucht Archive und noch lebende Zeitzeugen. Dabei entsteht dieses Buch, das mich bis zum Ende nicht mehr losgelassen hat.

Wird der Schreiber der Postkarte gefunden?

Als ich Bücher für meinen Mann gekauft habe, habe ich mich mit (m)einer Buchhändlerin auch über Die Postkarte unterhalten. Sie hatte das Buch gerade gelesen und meinte, dass es ein Ende nehmen würde, das mich überraschen würde.

Das hat es tatsächlich und es gehört zum besonderen Flair dieses Buches, es euch nicht zu verraten.

Die Postkarte-ein must-read

Wie mir das Buch gefallen hat und warum ich es euch so ans Herz legen möchte

Das Buch ist eine Familiengeschichte, wie sie schmerzhafter, trauriger und berührender nicht sein könnte. Allerdings ist sie auch eine Geschichte, die ich gerade in der jetzigen Zeit sehr wichtig finde zu lesen und die nicht mit dem Ende des Krieges endete. Denn es geht in diesem Buch um so viel:

  • Wie die Dinge begannen und dass das scheinbar so Harmlose richtig böse wurde
  • Dass wir wachsam sein und bleiben müssen
  • Dass es wichtig ist, diese Gedanken wachzuhalten und nie zu vergessen

Was für mich aber noch einmal extra bewegend ist, dass auch die Nachfahren bis heute die Last dieser schlimmen Zeit auf sich laden müssen und mit sich tragen. Dass vieles nie gesagt wurde oder ans Licht kam. Darum brauchen wir eben auch solche Bücher. Gerade jetzt.

Die Postkarte-ein must-read
Eine von vielen sehr berührenden Stellen im Buch
Quelle: Die Postkarte

Ich habe mich beim Lesen an ein Zitat meines Deutschlehrers 1988 erinnern müssen und gedacht, dass es nicht wahrer sein könnte und wie furchtbar ich das finde.

Ernst, aber wichtig- die Postkarte

Ich hoffe, ihr könnt nachvollziehen, warum ich euch dieses Buch unbedingt ans Herz legen musste. Warum ich glaube, dass wir so etwas auch in unsere Leseliste bauen sollten. Denn es wirft nicht nur einen Blick auf die furchtbaren Gräueltaten und Tragödien, die damals passiert sind, es beleuchtet eben auch sehr feinfühlig, wie die Nachfahren empfunden haben und immer noch empfinden. Die Postkarte-ein must-read

Versteht ihr, warum das Buch auf den Blog musste? Würdet ihr es unter diesem Aspekt auch lesen wollen?

Alles Liebe,

Eure Nicole

 

 

 

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6 Kommentare

  1. Bert Brechts Worte kommen mir oft in den Sinn, wenn ich die politische Landschaft sehe.
    Ich war auch in Buchenwald und es erschüttert einen tief.
    Danke, dass Du dieses Buch hier vorstellst. Ich habe ähnliche gelesen und werde dieses nun nicht mehr lesen. Aber es ist wichtig, dass viele es lesen und begreifen, dass es nicht vorbei ist.
    Dass das Buch einen überraschenden Schluss hat, lässt hoffen…
    Herzlich grüßt Sieglinde

    1. Ich denke so oft an diesen Spruch, ich habe ihn ‚gelernt‘, als wir zum 50-jährigen Gedenken der Pogromnacht eine Aufführung in der Schule veranstaltet haben. Ich habe ihn nie wieder vergessen.
      Mir ist es völlig unbegreiflich und es erschüttert mich immer wieder zutiefst, welche Grausamkeit, welcher Zynismus und ja, auch Ignoranz damals herrschten.

      Deshalb ist dieses Buch so wichtig und eindrucksvoll. Denn es gibt sie, die Überlebenden und die Umgekommenen. Das kann nicht oft genug erinnert werden. Eine solche Grausamkeit darf es niemals, nicht einmal in Ansätzen, wieder geben. Es ist unsere Aufgabe, das in die Welt zu tragen. Und uns allen immer wieder bewusst zu machen, dass diese Art von Protest keiner ist. Sondern eine Gefahr für uns alle.
      Alles Liebe
      Nicole

  2. Auf meine Liste kommt es nicht, Du weisst ich lese ja kaum Bücher, aber ich kann Dich verstehen und finde es schön, dass Du es vorgestellt hast.
    Ich wünsche Dir einen schönen Abend, ganz liebe Grüße Tina

    1. Es ist eine Sensibilisierung für ein Thema, das niemals ins Vergessen geraten darf. Darum finde ich es sehr wichtig. Ich lese sehr viel über diese Zeiten. Was dieses Buch hervorhebt ist, dass es aus Sicht der Hinterbliebenen einer Familie geschrieben ist.
      Das macht es so wertvoll.
      Liebe Grüße
      Nicole

  3. Das klingt nach einem sehr berührenden Buch und ich verstehe, warum es Dir so am Herz liegt. Alleine damit zu leben, dass man als einzige der Familie überlebt hat, ist hart. In dem Kontakt unbeschreiblich. Es kommt auf meine Leseliste für den Winter.

    Sonnige Grüße
    Ines

    1. Es hat mich tief berührt, eben auch, weil es die ‚Nachgeschichte‘ so bildhaft abbildet. Eine gute Wahl für die leseliste.
      Sonnige Grüße zu dir zurück
      Nicole

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