GedankenKolumne

Einfach nur Kritik oder doch Verletzung?

Kritik- ein nicht positives Wort. Neulich beim Scrollen durch Instagram schaute ich mir einen Beitrag an, in dem es darum ging, dass die betreffende Person von ihren Erfahrungen mit einer kleineren Schönheits-OP berichtete. Ich mag die Userin und ihren Account, mag gewöhnlich, was sie veröffentlicht. Sie hat in diesem Post niemanden um seine Meinung gefragt, es war nur ihre Erfahrung, die sie teilen wollte. Ich habe eine Meinung zu solchen Eingriffen. Diese ist nicht mit ihrer kompatibel, also haue ich drauf? Nein. Warum denn auch?

Ich schreibe, wenn ich denn etwas schreiben möchte, dass ich hoffe, dass es ihr bald wieder gut geht und ich sie auch ohne OP apart fand.

Was dann teilweise allerdings an Kommentaren unter diesem Post erschien, fand ich traurig. Zum Einen, wie manche Menschen glauben, sich über Dinge äußern zu dürfen, wenn sie der Person nicht gegenüberstehen. Zum Anderen, was dazu gesagt wurde. Wie gesagt, ungefragt. Ich kann mir vorstellen, dass die Userin trotz ihrer Entscheidung verletzt war. Muss man sie also öffentlich kritisieren? Ich finde in einem solchen Fall: Nein.

Kritik und Höflichkeit sind kein Ausschlußverfahren

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Kritik zu äußern kann verschiedene Effekte haben: Sie kann dich anspornen, du machst es nächstes Mal dann anders oder besser. Wenn sie freundlich, konstruktiv und mit Respekt geäußert wird, dann kannst du daraus etwas für dich mitnehmen, das dir dient und es beim nächsten Mal für dich anwenden.

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Du schreibst im Büro einen Brief an einen wichtigen Kunden mit einem Angebot. Natürlich muss das Angebot an sich und der Brief ein Knaller sein, damit deine Firma den Auftrag auch bekommt. Du musst den Kunden überzeugen, auch wenn eure Firma vielleicht einen anderen Preis hat als die Mitbewerber.

Dein Brief ist fertig, aber du bist dir nicht sicher, ob er den Kunden flashen wird. Also fragst du deine Lieblingskollegin um Rat. Sie liest den Brief, nickt an vielen Stellen und sagt dann, dass sie ihn sehr gelungen findet. Allerdings würde sie an der und der Stelle noch Änderungen vornehmen. Sie sagt dir konstruktiv, warum und was sie ändern würde. Dann fragt sie dich, wie du das fändest.

Wie fühlst du dich? Kritisiert? Ich denke nein, denn sie sagt nicht, dass du es so machen MUSST und dein Brief einfach schlecht war, sondern sie gibt dir Ideen und Werkzeug an die Hand.

In einer solchen Situation würde ich mich gut fühlen, über die Vorschläge nachdenken und diese nutzen. Und du?

Wenn du allerdings einfach nur angemäkelt oder mit dummen Worten bedacht wirst, dann nimmst du aus dieser Situation außer verletzt oder traurig sein leider nichts mit.

Übertragen wir das auf dasselbe Beispiel: Eine andere Kollegin schaut sich deinen Brief an und sagt dir, dass er ja wohl stark verbesserungswürdig sei, sie es niemals so geschrieben hätte und was das soll? Da hätte sie es ja gleich lieber selber machen sollen. Keine Änderungsvorschläge, keine Begründung, warum sie so empfindet.

In einer solchen Situation wäre ich gekränkt und wahrscheinlich auch beleidigt. Denn selbst wenn der Brief nicht gut ist, habe ich mir zumindest Mühe gegeben und nicht absichtlich schlecht formuliert. Aus einer solchen Situation nehme ich nichts mit. Wie würdest du dich fühlen?

Deshalb äußere ich meist nur Kritik, wenn ich nach meiner Meinung gefragt werde. Niemals einfach so. Und Höflichkeit ist hierbei oberstes Gebot.

Denn ich gehe immer davon aus, dass niemand etwas tut, was anderen schadet oder sie verletzt. Da ich selber ja auch nicht verletzt werden möchte, versuche ich das umgekehrt auch zu vermeiden.

Wenn anderen Menschen Schlechtes widerfährt, leide ich mit

Gibt es Momente, in denen ich ungefragt Kritik äußere? Selten, aber sie kommen vor. Wenn ich mitbekomme, dass sich in meinem Umfeld jemand im Ton vergreift oder sich nicht fair verhält, dann sage ich durchaus etwas dazu. Aber auch hier heißt es: Freundlich bleiben, nicht anklagend.

Als wir im ‚Davor‘ in einem Restaurant essen waren, hat ein junger Kellner versehentlich ein Glas am Nachbartisch umgestoßen. Der ohnehin etwas unwirsche Gast hat darauf so richtig losgelegt, den jungen Mann fertigzumachen. Dabei war der schon völlig verunsichert und hatte sich hundertmal entschuldigt. Ich habe dann zu dem Gast gesagt, dass ich ihn verstehe, es aber doch ’nur‘ ein Glas Wasser und der Schaden gering war und er doch jetzt auch für sein eigenes Befinden etwas ruhiger werden könnte. Der Kellner war dankbar, der Gast ruhiger und ja, das war Kritik. Aber sie war notwendig.

Kritik ist manchmal notwendig, aber sie sollte immer angemessen sein

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Ich weiß, dass wir ohne Kritik natürlich nicht zurechtkommen. Da ich aber von leichter Harmoniesucht getrieben bin, finde ich, dass wir uns immer überlegen sollten, wie es passend ist. Für mich ist es unabdingbar, darüber nachzudenken, wie es mir damit geht. Deshalb ist die Wortwahl für mich ganz entscheidend. Und der Ton und Blick. Ist ja klar.

Wie geht ihr mit Kritik um? Wie kritisiert ihr? Was haltet ihr von ungefragter Kritik?

Give your life a glow and always criticize in a friendly way if possible,

Nicole

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4 Kommentare

  1. Ich gebe dir absolut recht! Kritik ist in Ordnung, allerdings erlebe ich gerade im Internet oft keinen guten Umgang bzw. schon gar kein gutes Formulieren von Kritik.
    Setzt man sich wirklich mit etwas auseinander, hat vielleicht eine andere Meinung oder Ähnliches, kann eine schöne Diskussion entstehen. Aber gerade im Internet fühlen sich gefühlt viele nur dazu berufen möglichst sinnfrei Kritik zu erteilen. Gerade bei Stars etc. finde ich das oftmals sehr unangebracht, gerade der Tonfall von manchen…

    1. Liebe Christine,
      Das ist wahr: Gerade bei Stars, Politikern oder sonstigen bekannten Personen registriere ich das auch häufiger, dass die Kritik und Wortwahl oft sehr harsch sind. Ich frage mich, woran das liegt.
      Und gegen gut formulierte und fundierte Kritik spricht nichts. Diskussionen können dann sehr fruchtbar sein.
      Hab eine schöne Woche und liebe Grüße
      Nicole

  2. Liebe Nicole, mit diesem Beitrag triffst du wieder einmal ganz wunderbar den Nagel auf den Kopf. Ja, es gibt sie diese Menschen, die einfach ungefragt immer wieder und überall dazugeben und dies meist in einer undifferenzierten und negativen Weise. Sie sind überzeugt, dass nur ihre Meinung und ihre Vorgehensweise richtig sind und jeder, der anders handelt oder denkt, wird mit ihrer Kritik überschüttet. Dies führt eigentlich nur zum Verdruss und ist in keinster Weise hilfreich. Hingegen kann es sehr wohl immer mal wieder nützlich sein, das Feedback von anderen einzuholen, vielleicht dadurch auch noch auf andere Sichtweisen aufmerksam gemacht zu werden oder überhaupt zusätzliche Überlegungen zu berücksichtigen. Ich denke, vor einer Kritik sollten wir überlegen: Ist hier Kritik angebracht und sinnvoll? Wenn ja, wie ist die Kritik angemessen? Oh – du siehst schon, ich könnte mich jetzt wohl noch stundenlang mit dir über dieses Thema unterhalten.
    Hab einen wunderbaren Start in die neue Woche und alles Liebe

    1. Liebe Gesa,
      ja, ich könnte auch mit dir stundenlang darüber diskutieren und ich bin sicher, es würde sich um eine sehr fruchtbare Diskussion handeln. Dabei fließt natürlich auch immer ganz eigene Erfahrung mit ein.
      Ich wünsche dir einen guten und hoffentlich sonnigen Start in die Woche.
      Liebe Grüße
      Nicole

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