Der gestrige Tag, also der 9. November, löst immer etwas in mir aus. Ich kenne keinen Tag, an dem sich so viel Geschichte ballt. Ihr? Und deshalb habe ich mal wieder über die Freiheit nachgedacht.
Begonnen hat dieses ‚bewusste‘ Denken an diesen Tag durch meinen damaligen Deutschlehrer im Jahre 1988. Da jährte sich der unschöne Gedanke an die Pogromnacht zum 50. Mal und er hat mit uns in der Schule ein Rollenspiel auf die Beine gestellt. Denn er war nicht nur Deutsch- sondern auch Geschichtslehrer und es war ihm sehr wichtig, dass wir verstanden und verinnerlichten, was damals Schlimmes passierte. Und das sollten wir nie vergessen.
Und damals konnte keiner von uns ahnen, dass nur ein Jahr später dieser so schwer belastete Tag zu einem weiteren historischen Ereignis führen sollte. Dieses Mal allerdings freudiger Art.
Freiheit- nicht und niemals selbstverständlich
Klar, wir Westdeutschen von damals sind alle in einer Form von Freiheit aufgewachsen. Aber viele von uns kannten eben auch Geschichten aus der damaligen DDR, wo viele Dinge eben nicht selbstverständlich waren, auch wenn der dortige Sozialismus von großem Idealismus geprägt war.
Darum fand ich es damals schon beeindruckend, als sich 1989 in einer Leipziger Kirche Menschen versammelten und (friedliche) Demonstrationen planten und ausführten. Wenn man sich die bewegende und berührende Ausstellung dazu in der Leipziger Nikolaikirche ansieht, bekommt man sehr schnell auch einen Eindruck davon, dass das auch einem Ritt auf der Rasierklinge glich.
Ich jedenfalls schauderte und hatte ein bisschen Pipi in den Augen. Und mich gefragt, ob ich mich getraut hätte.
Wer von uns hätte geglaubt, dass der 9. November 1989 auf friedliche Weise ein großer, positiver Tag in unserer Geschichte werden würde? Mir macht das heute noch Gänsehaut, dass unser Land wieder ein Land ist und wir anerkannt vom Rest der Welt unsere Freiheit leben und ja, auch zelebrieren können.
Es führt uns allerdings auch real vor Augen, dass es gar nicht und niemals selbstverständlich ist, in Freiheit zu existieren.
Wir sind ein Teil davon und dürfen Freiheit nicht missbrauchen
Viele Dinge, die wir sagen, machen und leben, beruhen eben auf dieser Freiheit: Wir können sagen, denken und handeln, wie wir wollen. Mit der Einschränkung natürlich die Freiheit eines anderen nicht zu berauben oder zu schädigen.
Mich macht es immer traurig, wenn ich lese oder höre, dass Menschen sich in ihrer (Meinungs-) Freiheit beschränkt fühlen. Auch, wenn ich das in der einen oder anderen Art manchmal nachvollziehen kann.
Freiheit bedeutet für mich übrigens nicht, dass ich andere Menschen angreifen oder beleidigen darf, nur weil keine echte Strafe darauf steht, das ist für mich ein Missbrauch der Freiheit. Genauso ist es für mich ein Missbrauch der Freiheit, wenn ich andere Menschen aufgrund ihrer Einstellung infam angehe. Sachliche Auseinandersetzung- immer gern. Beleidigung oder Herabwürdigung- niemals nie.
Denn die eigene Freiheit hört immer da auf, wo sie die des anderen begrenzt, oder?
Freiheit selbstverständlich leben
Natürlich sollen und wollen wir unsere Freiheit leben, aber sie darf nie zur Selbstverständlichkeit werden, wir sollten immer auch ihre Besonderheit sehen.
Der 9. November ist nur einer der Anlässe, genau darüber nachzudenken. Es ist der Tag der Geschichte, der einerseits Menschen ihre Eigenständigkeit auf brutalste Weise nahm, aber und das ist eine Art von Versöhnung mit diesem Datum (aber niemals ein Vergessen), dass er 51 Jahre später eine Freiheit ermöglichte, die gezeigt hat, dass man mit friedlicher Beharrlichkeit engagierter und vereinter Menschen eine solche erzielen kann.
Und mich, mich berührt das bis heute. Sehr tief.
Darum, frei nach Marius Müller-Westernhagen: Freiheit ist das Einzige, was zählt.
Erinnern wir uns immer im guten Daran. Ich finde es famos.
Wie denkt ihr über Freiheit? Und diesen besonderen Tag in der Geschichte? Ist sie für euch selbstverständlich? Oder wisst ihr um ihre Besonderheit?
Give your a glow,
Eure Nicole
Du sprichst mir aus der Seele. Ich bin so sauer, wenn ich manchmal die blöden Jammereien höre, wie manche von uns vermeintlich eingeschränkt sind. Ich möchte den Leuten dann gerne sagen, welche Errungenschaft unsere Form der Demokratie ist und dass auch der blödeste Aluhut hier Gehör findet. Ich möchte diesbezüglich sicher in keinem anderen Land leben, denn hier sind wir wirklich frei und werden schlimmstenfalls von einem sozialen System aufgefangen für das ich gerne meine Steuern entrichte.
Derzeit wünsche ich mir von vielen mehr Solidarität. Mehr Dankbarkeit. Mehr Demut.
LG Nicole
Hey Schwester,
mir geht es genauso und meine Aufregung gestaltet sich manchmal sehr ähnlich. Denn bei allen kleineren und größeren Fehlern ist dieses System dennoch sehr gereift und gut. Und ja, dafür bedarf es Demut und ich gestehe, diese Pandemie hat mein Bewusstsein auch deitlich erweitert, dass ich nirgendwo anders hätte leben wollen. Auch wenn Sonne und Meer immer noch einen Platz auf meiner Liste haben ;).
Danke für deine unterstützenden Worte.
Liebste Grüße
Nicole
Liebe Nicole,
so treffen positives und negatives am 09. November Tag aufeinander. Ich war 1989 genau 10 Jahre alt und erinnere mich gut an diese Zeit. Auch, wenn man noch recht klein war, hat man genau gewusst, dass viele Menschen nun ihre Freiheit wieder erlangen. Freiheit ist ein großes Wort und wir wissen glaube ich oft gar nicht zu schätzen, wie frei wir eigentlich sind. Und selbst Corona-Einschränkungen, die einige als Freiheitsberaubung darstellten ist nichts gegen das, was in vielen anderen Ländern an der Tagesordnung ist.
Ein wirklich schöner Beitrag, der nachdenklich macht!
Liebe Grüße
Christine
Liebe Christine,
Freiheit ist ein großes Wort und eine großartige Sache, weshalb ich ganz deiner Meinung bin, dass wir oft unsere Freiheit unterschätzen oder inflationieren, gerde und besonders auch in dieser Coronazeit. Denn es war in meinen, wie in deinen Augen keine Freiheitsberaubung. Eine Einschränkung, ja, aber sie sollte unserem und dem Schutz anderer dienen und dafür habe ich das auf mich genommen. Wie du auch.
Und nein, wahrscheinlich haben viele keine Vorstellung davon, wie es in anderen Ländern zugeht.
Danke für deine lieben und wertschätzenden Worte.
Liebe Grüße
Nicole
Liebe Nicole, ein absolut bewegender Beitrag. Mir ist bei deiner Berlinreise bereits deine Ergriffenheit aufgefallen und ich finde es toll, dass du diese Überlegungen und Gedanken hier mit uns teilst. Leider ist es so, dass von den Menschen Vieles gerne als selbstverständlich gesehen und angenommen wird und erst durch den Verlust oder durch Einschränkungen werden sie sich dessen wieder bewusst. Diese Teilung in Deutschland habe ich persönlich nicht so stark miterlebt – wir haben zwar in der Schule davon gelernt, es ist mal in Filmen behandelt worden, aber der direkte Bezug hat mir gefehlt. Natürlich haben wir den Fall der Mauer im Fernsehen verfolgt, natürlich haben wir uns mit den Menschen gefreut, aber es ist für uns wohl nicht in dem Maß nachvollziehbar gewesen wie für die unmittelbar Betroffenen. Dennoch finde ich wichtig, dass der grundlegende Gedanke der Freiheit allen Menschen bewusst wird, dass sie aber auch verstehen, dass Freiheit nicht bedeutet, alles nach Lust und Laune, nach eigenem Gutdünken ohne Rücksichtnahme machen zu können. Denn wir leben in einer Gemeinschaft und somit ist auch die Freiheit des Anderen für ein angenehmes Zusammenleben zu achten. Ein Thema, zu dem sich wohl noch viel sagen lässt…
Hab einen ganz wunderbaren Abend, fühl dich gedrückt und alles, alles Liebe Gesa
Liebe Gesa,
ich schaue mir die Politik Österreichs auch noch näher an, seit ich dich kenne. Das ist vermutlich sehr normal, aber du verstehst, und das ist wichtig, eben den Grundgedanken des Ganzen und meine Ergriffenheit und Dankbarkeit gegenüber der Freiheit. Und empfindest ebenso. Eben das steht im Vordergrund.
Und die Tatsache, dass wir alle mitwirken, diese Freiheit zu halten und zu gestalten und lebbar zu machen.
Darum ist der Austausch hier auch noch einmal so schön.
Danke für deine Empfindungen. Ich wünsche dir einen schönen Start ins Wochenende,
schicke liebe Grüße und eine Umarmung
Nicole
Ja, am 9. November wurde nicht nur einmal Geschichte geschrieben – da dürfen einem an diesem Tag gern die Tränen kommen, wenn auch aus ganz unterschiedlichen Gründen. Die Grenzöffnung und damals ein Datum, das heute in den Geschichtsbüchern steht, habe ich als Studentin erlebt. Wohl das erste geschichtlich wirklich bedeutende Ereignis, das ich bewusst erlebt habe. Ganz persönlich wird der 9. November für mich aber immer zuerst das Datum der Pogromnacht sein. Auch ein Grund, warum mich die unglaublich dummen Parallelen, die gewisse Menschen zwischen der Corona-Debatte und der Nazizeit ziehen, so wütend machen.
Tja, und die Sache mit der Freiheit. Freiheit gehört zum Wertvollsten, was wir haben. Und auch zu den Dingen, mit denen manche Menschen nicht wirklich umgehen können. Und schon gar nicht damit, dass die persönliche Freiheit da endet, wo die Freiheit eines anderen beginnt.
Liebe Grüße
Fran
Liebe Fran,
da sind wir absolut auf dem gleichen Dampfer unterwegs. Ich finde, der Gedanke an diese schlimme Nacht und die Greueltaten dürfen niemals vergessen werden und dabei gibt es kein: Es reicht auch langsam. Das kann und darf es dabei nicht geben.
Dennoch ist es schon auch ein wenig bizarr, dass sich der Tag fast 50 Jahre später auch positiv in Erinnerung bringt.
Mit der Freiheit ist es tatsächlich so: Der Umgang damit lässt manchmal einiges vermissen…
Liebe Grüße
Nicole
Liebe Aaaa, (mein guter Lauf ist schon wieder vorbei :)),
das ist schon ein unglaublicher Treppenwitz der Geschichte, der 9.11. Ich bin auch so gestrickt, dass ein Land mit so einem Datum, dieses zu einem besonderen Tag machen sollte. In all seiner Komplexität-
Vor allem die Verfolgung der Juden hat mich seit meiner Schulzeit sehr beschäftigt. Bis heute geprägt würde ich sogar sagen.
Und 1989? Hatte ich dir ja schon auf Insta geschrieben. Habe im Auslang gelebt und nichts davon mitbekommen. Da ich aber regelmäßig Verwandte als Kind besucht habe, die im Osten gelebt haben, hat es mich für die irre gefreut. Ich hätte auch keinen Beitritt gemacht, sondern einen Neuanfang. Aber diese Diskussion ist ja längst um die Ecke.
Was mich heutzutage erschreckt ist die erstaunliche Vorstellung, die manche Mitmenschen von Freiheit haben, was schon an asozial grenzt. Oder an Hysterie. Weil jedwede Begrenzung sofort als Attacke gewertet wird. Ansonsten kann ich nur Sieglindes Sichtweise bejahen.
Wünsche dir einen freien Abend und sende herzliche Grüße-. Deine S
Liebe Aaa,
ja, es ist in der Tat so, dass auch mich das Thema der Pogromnacht beschäftigt, prägt und umtreibt. Wohl auch, weil es bis heute für mich so unsagbar unverständlich ist, dass Menschen zu so etwas in der Lage waren und weil ich so wichtig finde, dass sich etwas derartiges nie wieder holen darf.
Und du triffst es: Der Missbrauch von Freiheit nimmt ihr die Würde und das passt nicht. Denn sie ist und bleibt ein sehr, sehr hohes Gut, das wir pflegen sollten.
Alles Liebe,
Deine N
Mir kamen damals echt die Tränen, als die Menschen aus der DDR freudestrahlend über die Grenze kamen und ebenso freudig empfangen wurden. Da wird mir heute noch ganz anders. Ob nun alles so toll gelaufen ist sei mal dahingestellt. Die Tatsache, dass wir in einem freien demokratischen Land leben, sollte uns immer bewusst sein. Der Tag ist daher für mich immer noch besonders.
Liebe Grüße Sabine
Liebe Sabine,
Mir geht’s da ganz genauso. Ich bekomme auch immer noch Gänsehaut. Und klar ist nicht alles toll gelaufen, aber vieles eben doch. Und die Freiheit, auch dass es sich mit allen anderen Ländern friedlich ergeben hat, die zählt.
Liebe Grüße
Nicole
Definitiv. Ich war am 9.11.88 in der 13. Klasse. Und natürlich war es in allen „passenden“ Fächern, wie Geschichte und Deutsch, aber auch Religion ein großes Thema. Eigentlich in jedem Jahr, aber in diesem Jahr natürlich ganz besonders.
Es kann aber auch damit zusammenhängen, dass 3. Reich und WK II in meiner Schulzeit unzählige Male „durchgekaut“ worden sind und der Geschichtsunterricht jedes Jahr damit endete. Die Deutsche Geschichte endet für mich quasi mit dem 8. Mai 1945.
Und klar. Auch der 9.11.89 ist mir in bester Erinnerung. Alle Geschehnisse des Jahres. Es war für mich tatsächlich das Ende der Welt, wie ich sie bis dahin kannte. Mit allem was dazu gehört.
BG Sunny
Liebe Sunny,
Für mich ist es immer der Gedanke, dass ich bei einer Berlin Klassenfahrt 1986 dieses bewachte Brandenburger Tor sah, wie wir bei der Durchreise und beim Ost-Berlinbesuch behandelt wurden.
Total präsent und dieses Gefühl, ein Teil von friedlicher Geschichtsbildung zu sein. Und das Andere? Finde und werde ich immer schrecklich finden….
Liebe Grüße
Nicole
Mit Sicherheit ein wichtiger Tag, an dem man mal wieder reflektieren und die historischen Ereignisse Revue passieren lassen sollte. Mich selbst berührt der Tag komischerweise aber nicht so sehr wie Dich.
Ich bin ja aufgewachsen in der Nähe vom Zaun, bei uns war die Welt nicht in vier Richtungen offen, wir lebten am Rand, konnten theoretisch mit dem Fernglas Verwandte auf der anderen Seite sehen aber nicht treffen. Ich kenne auch ein paar, die vor 1989 „rübergemacht“ haben. Trotz Fehlern, die immer und überall gemacht werden, bin ich bei Dir und es ist gut, wie es ist.
Und Freiheit kommt gleich nach Gesundheit und ich bin dankbar dafür.
Liebe Grüße
Sigi
Liebe Sigi,
Ich kenne auch jemanden. Und dann weiß man noch tiefer, was diese Freiheit bedeutet. Zu wissen, man kann überall hin, wenn man möchte.
Ja, sie ist ein hohes und schützenswertes Gut.
Ein Drückerle und liebste Grüße
Nicole
Hey, da ich aus Ostdeutschland komme und die Zeit dort bewusst erlebt habe, kann ich von beiden Seiten sprechen. Ich habe schon als Kind gefragt, warum ich nie Palmen sehen darf oder nicht überall hinreisen…
Es war sicherlich schwer für meine Eltern die richtige Antwort zu geben. Meine Oma sagte ganz cool: Das erlaubt Onkel Erich nicht.
Liebe Grüße!
Liebe Jenny,
dann warst du ja wirklich hautnah dabei und kannst es in der Tat gut nachempfinden. Deinen Worten entnehme ich, dass du diesen Tag eher feierst, oder?
Liebe Grüße
Nicole
Ach ja, wusstest du, dass von den russischen Inschriften im Reichstrg einige entfernt werden mussten. Die wurden auf Bitten der russischen Botschaft entfernt weil zu ordinär.
Die Antwort steht im ersten Kommentar. Die Glienicker Brücke ist auch bewegend, obwohl ich örtlich bisher noch nicht dort war. sondern nur filmisch.
Liebe Grüße
Nicole
Liebe Nicole,
ja, der 9. November… ich hatte es dir ja schon geschrieben „Stolpersteine putzen“ und „an der Glienicker Brücke weinen“ (das übrigens erst am 10.11., da die GG keine offizielle Grenzübergangsstelle war und daher erst später geöffnet wurde). Es muss auch jede:r sehen, was man selbst daraus machen will. Jammern hilft uns nicht, auch wenn noch längst nicht alles gleich ist (nie werde ich den belämmerten Gesichtsausdruck vergessen, als ihm klar wurde, dass die Arbeit im superduperschicken Büro am Gendarmenmarkt nur Ost-Rentenpunkte bringt).
Liebe Grüße
Ilka
Liebe Ilka,
ich teile deine Meinung, auch wenn man sehen und nicht vergessen darf, dass noch nicht alles gleich ist. Aber dennoch überwiegen für mich ganz klar die Pluspunkte. Und ja, dass mit den Inschriften habe ich gehört, obwohl ich es zeitglich beeindruckend finde, wie klar es erhalten ist und auch wurde.
Liebe Grüße
Nicole
Für mich ist dieser Tag auch hochaufgeladen. Das Ende des Kaiserreichs, die Reichsprogrom-Nacht und die Wiederöffnung der Grenze zur Wiedervereinigung, das sind schon historische Wendepunkte. Unser Bundespräsident hat es sehr gut ausgedrückt gestern bei der Gedenkfeier, welch Schicksalstage für unser Land dies sind.
Deine Gedanken zur Freiheit kann ich sehr gut nachvollziehen und denke ähnlich. Welch hohes Gut wir da haben, wird noch bewusster, wenn wir nur auf diese 3 Daten sehen.
Dass die Wiedervereinigung mit Fehlern vollzogen wurde, ist klar und nicht schön. Kein Land der Welt aber hat bisher solch eine Herausforderung meistern müssen (noch dazu mit zwei solch unterschiedlichen Systemen) und wir haben von vielen Ländern hohe Anerkennung dafür dies überhaupt gemeistert zu haben. Diese sollten wir uns selbst auch geben.
Nicht zum Ausruhen wegen der tollen Leistung, sondern damit wir zukünftig vieles gemeinsam verbessern können. Denn Fehler gab und gibt es auf beiden Seiten.
Ich finde es sehr gut, dass Du diesen Tag zum Innehalten nimmst und hier darüber Deine Gedanken geschrieben hast, liebe Nicole.
In aller Freiheit.
Herzlich, Sieglinde
Liebe Sieglinde,
das ist ein wirklich schöner Kommentar, vielen Dank! Denn es ist in der Tat so, dass natürlich Fehler geamcht wurden, aber du drückst es richtig aus: Eine Vorlage, zwei derart komplexe und unterschiedliche Systeme zusammenzuführen gab es nicht. Ich empfinde wie du: Die Leistung als solche gehört immer wieder gewürdigt, auch dass damals diese Gelegenheit ergriffen wurde, sowohl von den Menschen, die so viel bei ihren Demonstrationen riskiert haben als auch politisch. Und genau: Das verdient immer wieder Anerkennung, auch um Fehler zu beheben oder nicht zu wiederholen.
Freiheitliche und liebe Grüße zurück,
Nicole
Das darf ich mal so unterschreiben. Würde ich auch so sehen liebe Sieglinde.
Freiheit ist mir bewusst und ich schätze es sehr, viel davon zu haben. Wenn ich an den 9. November 1989 denke, denke ich allerdings meistens an das, was aus meiner Sicht alles schief gelaufen ist bei der deutschen Wiedervereinigung, denn eine Wiedervereinigung ist es nicht geworden, eher eine Übernahme durch den Westen. Da wurden damals politisch dermaßen viele unverzeihliche Fehler gemacht, die sich nicht mehr ausbügeln lassen, dass es für vielen Menschen in Ostdeutschland bis heute ein Graus ist. Natürlich überwiegt das Ende des Eisernen Vorhangs als Gutes, aber wirklich gut ist es eben bis heute nicht. Umso dankbarer bin ich, ein Kind des Westens zu sein. Ich bin extrem zwiegespalten in Bezug auf das Thema und feiere diesen Tag deshalb nicht.
Liebe Ines,
Mit Sicherheit sind viele Fehler gemacht worden. Aber ich bin dennoch der Meinung, dass es richtig war, diese Chance zu ergreifen und den Schritt zu vollziehen. Keiner weiß, ob sich dieses Zeitfenster sonst nicht wieder geschlossen hätte und was dann passiert wäre. Und darum bleibt für mich dieser Tag besonders, ich kann deine Argumentation aber durchaus nachvollziehen.
Liebe Grüße
Nicole