GedankenKolumne

Meinungen- gibt es eigentlich immer nur DIE eine ?

Ich habe Meinungen. Zu den verschiedensten Themen. Gerne verkünde ich sie auch. Also, wenn ich gefragt werde. Manchmal ist es die EINE, unverrückbare. Manchmal ist sie gespalten oder vielfältig, noch nicht fest ausgebildet. Oder ich ändere sie aus Gründen. Oder ich differenziere und denke sie neu.

Mir fällt in letzter Zeit auf, dass es schwieriger wird, sich eine Meinung zu bilden oder sie problemlos zu vertreten. Wie ist das bei euch?

Wenn ich mich allerdings manchmal so umschaue, sei es im persönlichen Umfeld, in Gesellschaften oder auch in der Weite des Worldwide Web, stelle ich häufig fest, dass wir in unserer schönen, bunten Welt hier sehr oft auf die Farben schwarz und weiß treffen. Manchmal grau, selten bunt.

Ausgetauschte Meinungen- in schwarz

Meinungen-Meinungsbildung-Leben-ü50-ü40-Lifestyle

Natürlich gibt es auch für mich Themen oder Auffassungen, in denen ich nicht nachgeben mag oder möchte. Aber wenn ich manchmal in Diskussionen dabei bin, dann sehe ich doch oft, dass die Menschen nicht bereit sind, auch nur einen Millimeter abzuweichen, sie die Meinung eines anderen gar nicht betrachten mögen. Oder noch einmal neu zu denken. Oft setzt stattdessen dann Kritik ein. Warum ist das so?

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Meinungen- Meinungsfreiheit bedeutet nicht immer Meinungsvielfalt

Bei mir entsteht oft der Eindruck, dass mit der zum Glück herrschenden Meinungsfreiheit nicht immer Vielfalt erzielt wird. Oft frage ich mich, woran das liegt? Am Zuviel? An der Angst, sich aus der Masse hervorzuheben, nicht im Mainstream unterwegs zu sein? Gerade neulich habe ich wieder gelesen, dass Menschen sich nicht trauen, ihre wirkliche Meinung zu äußern, aus Angst, einen Shitstorm zu ernten.

Das finde ich bedrückend in einer Zeit, wo eigentlich jeder alles sagen darf, wenn es ethisch und fair bleibt. Aber manchmal ertappe ich mich selbst dabei, dass ich öffentlich meine Meinung hinter dem Berg halte.

Ich finde Meinungsvielfalt nicht nur interessant, sondern auch wichtig und es kommt durchaus vor, dass ich meine eigene Meinung noch einmal neu denke, wenn ich passende Anregungen bekomme. Wenn ich die Meinung des anderen aber nicht teile, muss ich ja nicht sofort auf jemand anderen losgehen. Man kann ja auch still denken. Oder akzeptieren. Nachfragen, warum derjenige so denkt. Das kann für die Öffnung des eigenen Horizonts auch sehr befreiend sein.

Nur bei Extremen, da halte ich ungern mit meiner Meinung hinter dem Berg. Aber das kann ja auch in vernünftiger Weise passieren.

So wie neulich, im Gespräch mit einer Freundin über Politik. Sie erzählte mir von ihrer Unzufriedenheit und was sie glaubt, wie sich etwas ändert. Wir haben wirklich tief über alles gesprochen und am Ende hatte sie zwar ihre Meinung nicht grundlegend geändert, aber sie hat nachgedacht. Ich übrigens auch, warum jemand so weit kommen kann.

Obwohl wir uns nicht einig waren, war es eine tolle Diskussion auf Augenhöhe. Das hat wirklich Spaß gemacht!

Wie bilde ich mir Meinungen?

Bei meiner Meinungsbildung ist es ein bisschen wie mit einem Testbericht. Wenn ich etwas in der Zeitung lese oder mich mit einem Thema befasse, dann denke ich darüber nach, was ich dabei empfinde, was das Thema in mir auslöst. Gerne diskutiere ich auch mit meinem Mann, der Familie, mit Freund*innen oder mit Bekannten darüber. Denn es ist ja nicht ganz unmöglich, dass ich mich mit meiner Denkweise auf dem Holzweg befinde, oder?

Mir fällt in letzter Zeit allerdings zunehmend auf, dass wir mit einer Meinungsbildung überhäuft werden, die viel Negatives beinhaltet. Das geschieht häufig auch in der Medienlandschaft. Allzu oft sehe ich, wie nur negativere Ergebnisse publiziert werden. Das ärgert mich dann schon manches Mal, weil ich finde, dass hier dann auch eine Verfälschung der Bilder oder des Ergebnisses erscheint. Das empfinde ich oft als schade, denn um sich eine gescheite Meinung bilden zu können, muss man auch beide Seiten sehen können und dürfen.

Diese Möglichkeit bietet sich allerdings nur bei sachlicher Berichterstattung.

Ich habe eine Meinung und das ist gut so!

Ich mag Menschen, die ihre Meinung und ihre Art zu leben, knackig vertreten. Mit knackig meine ich, die auf vernünftige Weise ausdrücken, was sie denken und wie sie denken. Es ist dabei für mich völlig unwichtig, ob das mit meiner Art zu denken und zu leben kompatibel ist. Dabei sind natürlich all die Hater ausgenommen. Martina vom Blog Still Sparkling hat darüber auch geschrieben und ich muss mich ihr da anschließen. Ich stimme ihrer Meinung zu ;).

Warum zaudern wir so oft und setzen uns nicht für unsere Meinung ein? Wenn wir niemandem schaden, dann ist es doch auch unter Freunden ok zu sagen: Ich sehe das anders als du. Meiner Meinung nach liegen die Dinge anders. Da kann einem doch niemand böse sein. Wie seht ihr das?

Es gibt nicht nur DIE eine Meinung!

Ich erlebe so oft, dass Menschen nicht akzeptieren können, wenn du anders lebst und denkst als sie. Du isst noch Zucker? Igitt. Du magst keinen Sport? Wie kannst du! Manchmal isst du Fast-Food? Pfui!

Die ihre Meinung zum Manifest gemacht haben und sofort lospreschen und versuchen, deine Meinung kleinzureden. Mein Verständnis dafür ist sehr begrenzt.

Versteht mich nicht falsch, natürlich ist es absolut in Ordnung, diese Meinung zu haben. Aber andere dafür zu verurteilen oder abzuwerten, dass sie es anders machen, das mag ich nicht. Leben wir doch in einer Welt, die von Vielfalt lebt.

Meinungen können eine Grundlage für tolle Diskussionen sein

Meinungen-Vielfalt-bunt-schwarz-weiß-grau

Meinungen und Ansichten können dabei eine ganz tolle Grundlage für Diskussionen sein. Sie können dein Denken und Fühlen beeinflussen oder dich öffnen. Wenn diese Diskussionen fair geführt werden.

Ich finde nichts schöner, als mich auszutauschen, dabei auch mal einen Witz zu machen oder ironisch zu sein. Dabei aber zu erfahren, wie andere denken und fühlen.

Kennt ihr das, wenn man nach einem Abend mit Freunden oder Bekannten nach Hause kommt und total erfüllt ist von dem, worüber man diskutiert hat?

Zwei Meinungen- eine Freundschaft

Freunde von uns haben ein Boot. Sie lieben es, dort zu sein, damit aufs Meer zu fahren und so ihre Zeit zu verbringen. Es ist immer toll, wenn sie voller Enthusiasmus von ihren Reisen und den Stürmen berichten.

Ich genieße ihre Erzählungen, wir sind manchmal auch bei ihnen zu Besuch, aber für mich wäre das nichts. Mir gefällt die Enge nicht, das Verbindliche, immer wieder damit fahren zu müssen.

Trotzdem verstehe ich die zwei- für sie ist es das Ding! Wir können dort einen Abend mit ihnen zusammensein, mehr brauche ich aber nicht. Und so existieren zwei Meinungen nebeneinander, bilden eine Schnittmenge bei den Besuchen und bleiben dann wieder für jeden eine Meinung. In Harmonie und ohne Abwertung. Das wünsche ich mir für viele Sparten des Lebens.

Aber gerade neulich habe ich mich mit einer Leserin darüber ausgetauscht, dass es gerade heute immer schwieriger wird, etwas so zu nehmen wie es ist. Akzeptanz anderer Meinungen finde ich so wichtig- es hat auch mit Wertschätzung zu tun.

Lasst uns eine oder viele Meinungen haben!

Denn wer viele Meinungen hat oder kennt, der kann sich entwickeln. Und Entwicklung ist immer gut.

Wie ist das bei euch? Wie vertretet und bildet ihr euch eure Meinungen? Seid ihr mutig oder eher zurückhaltend?

Give your life a glow and stay to your opinion,

Nicole

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8 Kommentare

  1. Liebe Nicole, gleich bei deiner Überschrift war mich klar, dass hier ein ganz wunderbarer Beitrag auf mich wartet – ein Thema, mit dem ich auch in dieser Corona-Zeit ein bisschen hirnschwanger war. Vor allem wenn ich die unterschiedlichen Meinungen betrachtet habe und kein Hinhorchen auf die Argumente der anderen erfolgte – die meisten hatten ihre Ansicht quasi in Beton zementiert und wollten keinen Schritt davon abweichen. Dabei finde ich gerade die unterschiedlichen Meinung so interessant und wenn jeder andere Gedanken in eine Diskussion einbringt. In unserem Freundeskreis gibt es auch die unterschiedlichsten Menschen, wo ein Außenstehender vielleicht urteilen wurde, dass diese Freundschaft doch nicht funktionieren kann. Aber eine gewisse Grundeinstellung muss auch bei den verschiedenen Meinungen passen, damit dies harmonisch ablaufen kann. Einen Bekannten habe ich jedoch auch, der ist von sich so überzeugt, dass für ihn nur seine Meinung die richtige ist und er an keiner Diskussion interessiert ist, sondern maximal die anderen von seiner Ansicht ebenfalls überzeugen will -leider meist nicht auf Augenhöhe. Danke für diese so wunderbare Gedankenanregung.
    Hab einen wunderbaren Abend und alles Liebe

    1. Liebe Gesa,
      Danke für deine lieben Worte. Ich bin bei dir: Einen Freundschaft zu haben bedeutet nicht automatisch auch einer Meinung zu sein. Respekt und das Anerkennen lässt es passen!
      Ich mag dieses ‚meine Meinung ist die einzig wahre‘ auch nicht.
      Und Vielseitigkeit öffnet neue Horizonte. Wie immer sind wir sehr beieinander!
      Ich wünsche dir einen schönen Abend.
      Liebste Grüße
      Nicole

  2. Wie bilde ich meine Meinung? In der Regel, indem ich tonnenweise lese :-) Recherche ist mein Beruf. Naja, die Hälfte davon. Und ja, ich vertrete meine Meinung, wenn es mir wichtig ist. Muss ich dafür mutig sein? Manchmal schon. Wenn ich meine Meinung in Form eines Kommentars schreibe, steht nämlich sowohl mein Name als auch mein Bild daneben. Und ich weiß, dass diese Meinung nicht unbedingt von jedem geteilt wird und es gibt Menschen, die das sehr deutlich machen…. Ich nehme mal an, du weißt, was ich meine.

    Was du über deine Freund erzählst, kenne ich. Ich habe eine Menge Freunde, die ganz ander sind als ich, die ganz andere Interessen haben – und nicht zuletzt zwei ganz, ganz liebe Freunde mit Boot ;-) Ich brauche wie du etwas mehr Platz als ein 12-Meter-Segelboot. Das ändert nichts daran, dass ich die beiden von Herzen gern habe und wir am letzten Wochenende einen herrlichen Nachmittag zusammen verbracht haben. Meine beste Freundin ist politisch auf einer ganz anderen Seite als ich – wir verstehen uns trotzdem prächtig. Und nicht zuletzt kriegt man bei zwei erwachsenen Kindern ganz viele Meinungen serviert, über die es sich nachzudenken lohnt. Meistens auf jeden Fall ;-)

    Liebe Grüße
    Fran

    1. Liebe Fran,
      Wie schön, dass wir da einer Meinung sind. Ich finde, genauso wie du es hältst, darf, soll und kann, es sein.
      Und es ist schön, wenn man genau solche Menschen in seinem Umfeld hat. Ja, ich weiß genau, was du meinst.
      Hab eine gute Nacht und liebe Grüße
      Nicole

  3. Liebe Nicole,
    Meinungsäußerung finde ich extrem wichtig. Selbstverständlich immer alles sehr sachlich. Höre mir aber auch gerne die andere Seite an und mache mir dann auch Gedanken darüber. Manchmal ist man ja mit der eigenen Meinung festgefahren und neue Impulse öffnen den Horizont.

    Schlimm finde ich, wenn mich jemand unbedingt von seiner Meinung überzeugen will, ohne sich überhaupt meine Argumente anzuhören.

    Mir gefällt deine Gedanke mit der Schnittstelle. :)
    Liebe Grüße
    Claudia

    1. Liebe Cla,
      Vielen Dank für deinen Kommentar, über den ich mich aus mehreren Gründen sehr freue.
      Schön finde ich, dass wir einer Meinung sind ;)
      Denn nur mit dieser Auffassung kann ein Austausch fruchtbar und fair bleiben.
      Genieße deinen Sonntag.
      Liebe Grüße
      Nicole

  4. Ich glaube wohl, dass gerade bei uns in Deutschland haben die Menschen Ihre eigene Meinung zu etwas. Leider, wird aber nur das gehört, was am lautesten ausgesprochen wird (obwohl es nicht immer das schlauste ist). Ich äußere auch gerne meine Meinung. Ausnahmen gibt es natürlich auch. Ich sage nichts oder wenig in Diskussionen mit Leuten, die stur und überhaupt nicht an deinen Worten interessiert sind. Es ist nicht Feigheit, ich fühle mich den Menschen überlegen und komme mir sehr erwachsen vor, kein Streit anzufangen, der nur meine Nerven kosten würde. Ist mein Gegenüber intelligent genug, merkt er schnell, dass er bei mir mit sein- Gerede nicht erreicht. Liebe Grüße!

    1. Liebe Mira,
      Ich teile deine Beobachtungen. Oft halte ich es wie du. Dennoch denke ich, dass sich hier noch viel bewegen darf.
      Liebe Grüße und einen schönen Sonntag
      Nicole

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