KolumneGedanken

Sprache und Leben- passt das zusammen?

Sprache und Leben- passt das immer zusammen? Neulich auf Facebook gab es eine dieser Fragen (manchmal liebe ich das einfach!), die da lautete: Welches Gericht aus deiner Kindheit hast du ewig nicht gegessen? Spontan fiel mir das N****kussbrötchen ein. Das Wort habe ich wie selbstverständlich getippt, gebremst und gedacht: Stop! Das darfst du so nicht (mehr) schreiben.

Also habe ich die X-Taste betätigt und korrekt mit Schokokussbrötchen geantwortet. Ein Kommentar lautete direkt, dass es so früher aber nicht hieß. Stimmt! Natürlich halte ich mich generell an diese meist vernünftigen Vorgaben, aber dabei ist mir einmal mehr aufgegangen, wie sehr sich unsere Sprache in den letzten Jahren doch verändert hat. Dass das nicht immer von Vorteil war, versteht sich ja irgendwie von selbst.

Sprache bestimmt unser Leben

Ich bin ein Fan von guter Sprache und zwar im gesprochenen wie im geschriebenen Wort. Wie oft lasse ich Worte auf mich wirken, interpretiere, denke über Gesagtes nach. Sprache kann so viel: Sie kann verletzen, sie kann Meinungen bilden, sie kann ausdrücken, benennen, be(un)ruhigen, lieben und umarmen.

Sprache

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Mir gefällt der Klang unterschiedlicher Sprachen: Ich liebe Englisch, es ist so leicht. Spanisch und Italienisch finde ich temperamentvoll. Wenn meine türkische Freundin türkisch spricht, bin ich fasziniert von der Schnelligkeit, mit der diese Sprache praktiziert wird. So kann man jeder Sprache eine oder mehrere Eigenschaften zuordnen und ich glaube, jeder von uns empfindet da anders. Hier auf dem Blog versuche ich zu vermeiden ins Denglische zu fallen, aber es gibt einige Worte, die sind in Englisch einfach schön(er).

Was mir allerdings schwerfällt ist, wenn Sprache glaubt zu wissen, wie ich denke. Oder mir den Ausdruck meines Seins vorzuschreiben versucht.

Sprache ist Leben

Sprache bedeutet für mich Leben und Leidenschaft, daher fällt es mir schwer, einige dieser neu verorteten Richtungen miteinzuschlagen. Denn bei einigen dieser geäußerten Dinge, die so nicht mehr sein sollen, wird uns Freiheit und Spontaneität genommen.

Ich halte mich für einen durchaus toleranten und freiheitlich denkenden Menschen, der meist vorurteilsfrei durchs Leben spaziert. Ich betrachte Menschen als Menschen, mag sie, wenn sie ebenso denken und mag nicht, wenn sie sich in nicht sozialer Weise benehmen. Ich bin ein Freund von Komplimenten– immer schon.

Nun las ich neulich, dass wir vorsichtig sein sollten mit Komplimenten über Äußerlichkeiten, da das Menschen auf ihr Aussehen begrenzen würde. Wie bitte?

SpracheAls wir in München waren, musste die Verkäuferin in dem einen Laden, in dem ich war, ziemlich unordentliche Kabinen aufräumen. Nebenbei bemerkt: Ist es eigentlich so schwierig, seine Sachen wieder mitzunehmen, wo es doch überall Ablagetische gibt? Wer von uns kommt gern in solche Sauställe?

Jedenfalls hatte ich eine Frage an sie und sie war schon sichtlich genervt. Ich sage also zu ihr, wie leid es mir tut, dass sie sich mit so etwas Unnötigem beschäftigen müsse. Augenrollen. Sie trug eine wirklich hübsche Bluse und das habe ich ihr dann dazu gesagt. Das Gesicht hellte sich auf, sie lächelte, das Eis war gebrochen. Ich glaube nicht, dass sie sich reduziert gefühlt hat.

Ich finde es schön, wenn man fremden oder mit einem nicht so gut bekannten Menschen etwas Nettes sagen kann. Dass sich das (zunächst) auf Äußerlichkeiten beschränkt, weil man das Innere nicht kennt, ist doch irgendwie logisch, oder? Aber es öffnet mir doch eher Türen, als dass ich verklemmt herumstehe und gar nichts sage.

Woher kommst du?

Ein weiteres No-Go (soweit zu Denglisch) scheint zu sein, dass man nicht mehr fragen darf, woher jemand kommt, da es rassistisch sein soll. Das hat mich am meisten zurückgeworfen, denn ich habe das immer als Interesse an dem Menschen, seiner Kultur und seinem Werdegang begriffen. Ihr dürft mich gern korrigieren, aber wird es nicht erst rassistisch, wenn ich höre, dass die Herkunft Taka-Tuka-Land ist und ich mich dann abwende?

Ich möchte ungehindert solche Fragen stellen dürfen, denn ich kann daraus etwas lernen über den Menschen, sein Leben, seine Kultur. Es gibt einen Austausch und ich darf doch auch sagen, wenn ich etwas komisch finde?

Wir bekämpfen diese dummen Auswüchse nicht dadurch, dass wir schweigen, sondern uns interessiert und offen zuwenden. Zumindest ist das meine Meinung. Wie seht ihr das?

Sprachentwicklung versus Geist

Sprache

Für mich ist eines völlig klar. Die Welt verbessert sich nicht, indem wir Sprache verschlimmbessern oder Probleme in Sätze interpretieren, wo es kein Problem gibt. Sprache bedeutet Leben und Lebendigkeit. Wir wenden uns mit unserer Sprache den Menschen zu.

Nur wer Böses spricht, wendet sich ab. Aber das werden wir durch Vorgaben leider nicht ändern. Sondern nur durch positive Sprache.

Und indem wir ’normale‘ Sätze problematisieren, verbessern wir- nichts. Unser Umdenken so nötig muss in den Köpfen stattfinden.

Die Beschränkung von Sprache (ich meine nicht Polemisieren, ist klar, oder?) ändert nicht die Diskussionskultur, dazu muss man sich nur einmal die diversen Kommentare in den sozialen Medien ansehen.

Was wir jedoch wirklich können, ist zu überlegen, wie wir negative in positive Sprache wandeln können. Ich überlege oft, wie man einen Gedanken ins Positive kehren kann. Es gibt Themen, da sollen und dürfen wir nicht still bleiben, aber wissen wir wirklich alles und müssen zu jedem unseren Senf dazugeben? Ich weiß ihr und ich macht das zum Glück nicht, wir verbreiten ja Glow. Aber trotzdem ist da der Ansatz für mich und nicht in der Änderung von Sprache.

Akzeptanz und Toleranz finden im Kopf und im Herzen statt und das transportieren wir dann natürlich und bitte in unsere Sprache. Ich denke, so wird ein Schuh draus.

Ich lebe und liebe Sprache

Anders als der Buchtitel schweige ich nicht gerne still;). Außer jemand bittet mich darum. Natürlich glaube ich zu wissen, was korrekt ist, ich kenne mich und meine Attitüde zu Menschen. Mein Leben und meine Umgebung sind bunt wie ein Regenbogen, jeden Tag und nicht nur bei einem Fußballspiel. Dazu nutze ich meinen Wortschatz, mein Herz und meine Liebe und meine Sprache.

Sprache

Und ihr bitte auch- mit Herz, Verstand und Liebe.

Wie seht ihr die Versteifung von Sprachen, das angebliche No-Go von Sätzen? Was bedeutet Sprache für euch? Was ist eure Lieblingssprache? Welche würdet ihr gern lernen?

Give your life a glow,

Eure Nicole

 

 

 

 

 

 

 

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31 Kommentare

  1. Ich gebe Dir völlig Recht. Respekt drückt sich nicht durch „künstliche“ Endungen aus. Wenn ich als Kind an „Neger“ dachte, waren es Menschen sichtbar unterschiedlichen Geschlechts und wunderbarer, glänzender, schwarzer Hautfarbe. Nicht mehr, nicht weniger.
    Ich finde Wörter wie Dicke, Dürre und Hässliche „schlimmer“ als Neger. Denn hier mangelt es für mich deutlich an Respekt.
    Ich habe mich von meinem Chef vor 30 Jahren genauso respektvoll behandelt, wie von meinem aktuellen. Der bemüht sich allerdings die geforderten Genderregeln umzusetzen, was bei ihm dazu führt, dass er nur noch die „weibliche“ Form hörbar ausspricht.
    Ist ein bisschen ungewohnt. Aber die Herren sagen, sie müssen sich erst dran gewöhnen, dass auch sie mit Kolleg*innen gemeint sind.
    Bei uns ist dienstlich der Stern vorgeschrieben. Der macht wiederum Schwierigkeiten bei der IT-Sicherheit (der Stern ist eine „Wildcard“ und muss zudem zur Verhinderung von Cross Side Scripting unterdrückt werden). Wir werden sehen, wie sich meine Arbeitgeberin (:-)))) hier entscheiden wird.
    Ich habe eine ungarischen Mitarbeiter. Der hat erzählt, dass es in seiner Muttersprache keine Unterscheidung der Geschlechter gibt. Und da sieht man deutlich, dass das gar nichts hilft. Schließlich ist Ungarn eines der Länder mit den meisten Defiziten in diesem Bereich.
    BG Sunny

    1. Liebe Sunny,
      genau das ist auch meiner Ansicht nach der Punkt- es ist selten die Sprache (natürlich schon in ihrer Betonung), es ist immer das falsche Denken und der evtl. fehlende Respekt, der sich bei mir durch vieles aufbaut, aber da ist. Weil ich Menschen immer erst so behandle, wie ich behandelt werden möchte.
      Ich bin gespannt wie sich alles entwickeln wird, aber die Sprache allein macht es nicht.
      Liebe Grüße
      Nicole

  2. Ach, ich muss da einfach noch weiter was loswerden. Kinderbücher, Lieder, Gedichte, das, was wir mal gelernt haben und das so normal war, soll nun nicht mehr gesagt werden? Wenn jeder dem anderen mit Respekt gegenübertritt, dann hat die Welt schon viel gewonnen.
    Gruß
    Gudrun

    1. Liebe Gudrun,
      ich weiß genau, was du meinst, denn das ist auch meine Einstellung. Respekt ensteht nicht automatisch durch Verbote.Auch wenn einige dieser Kinderreime äußerst grenzwertig sind…
      Liebe Grüße
      Nicole

  3. Liebe Nicole, oh wie wahr ist dein Beitrag. Ich liebe auch die Sprache bzw. Sprachen. Ich weiß noch, als wir das erste Mal in Frankreich waren sprich Hochzeitsreise nach Paris 😉, da war ich der französischen Sprache verfallen und dem Land. Viele Jahre konnte ich dann ganz gut Französisch, aber man verlernt auch viel, wenn man nicht spricht.
    Was ich ganz schrecklich finde, das ist das Anhängsel :in. Versteh mich nicht falsch, ich meine das :in in der Aussprache. In Nachrichtensendungen o. ä. Du weißt was ich meine? Z. B. Lehrer:in. Geschrieben ist es ja nicht schlimm, aber die Aussprache. Ich komme mir da wie ein Anhängsel am Mann vor. Gut nun bin ich keine Lehrerin, aber das trifft ja auf alles und alle zu. Ich bemühe mich, in allem, was ich schreibe, männlich und weiblich auszuschreiben. Sprachen sind so etwas tolles. Man kann auch viel kaputtreden.
    Liebe Grüße
    Gudrun

    1. Liebe Gudrun,
      ich finde mich in Teilen auch nicht leicht mit dieser Sprechweise zurecht. Weil sie verzerrt und holprig ist. Vielleicht sehen wir das irgendwann ganz anders, aber im Augenblick empfinde ich so. Ich glaube, dass meine Rolle sich nicht durch diese Sprechweise definiert, sondern durch mich. Es ist schwierig zu formulieren (wegen vorprogrammierter Fettnäpfchen), aber ich mag Menschen zunächst generell, egal welches Geschlecht, welche Liebe sie leben und welche Herkunft sie haben und behaupte von mir, dass ich mich relativ vorurteilsfrei in dieser Welt bewege. Das, was mich mich abwenden lässt, sind Eigenschaften oder Eigenarten oder Verhaltensweisen, die ich als solche nicht mag, die aber nur mit diesen zu tun haben.
      Und ich empfinde es also wie du. Auch wenn ich immer offen für Neues bin, so muss es passen und Fluss haben.
      Liebe Grüße
      Nicole

  4. Sehr interessantes Thema. Zu der Frage „Woher kommst du“, ist es vielleicht für jemanden eine Art Unsicherheit. Jemand denkt, ich bin nicht deutsch genug, ich muss aus anderen Land kommen. Das kann aber nur bei Bürgern sein, die in anderen Land geboren wurden. Schließlich kann jemanden aus NRW aus Berlin stammen. Mit der Sprache Modernisierung, finde ich übertrieben. Mittlerweile weiß man nicht, was politisch korrekt ist. Auch bei den ganzen femininen Wörtern finde ich absurd, so viel umändern zu wollen. Für mich ein Bürgersteig muss nicht auf Bürgerinensteig sagen wir mal, umsteigen. Auch als Kind haben wir Lieder über Afrikaner gesungen und die Hautfarbe war uns völlig egal. Wie gesagt, man kann auch übertreiben. Liebe Grüße!

    1. Liebe Mira,
      ich empfinde wie du: Meine Rolle und mein Bewusstsein ändern sich auf einem Bürgerinnensteig nicht- außer dass mir das Wort suspekt ist..
      Respekt findet im Kopf und in den Handlungen statt und das merkt man dass an der Sprache, ohne dass man Worte verzerrt.
      Und ich stimme dir zu: Auch mich hemmt es manchmal mehr als dass es mich befreit.
      Liebe Grüße
      Nicole

  5. Liebe Nicole, was für ein spannendes und aktuelles Thema und es ist doch wieder erstaunlich, wie wir auf unterschiedliche Weise uns immer mit ähnlichen Dingen rumschlagen. Erst vor kurzem habe ich mit meiner Nichte alte Bilderbücher angeschaut und natürlich waren da auch „Die 10 kleinen Negerlein“ dabei. Eine schönes Kinderbuch mit Reimen und trotzdem hatte ich gleich im Hinterkopf: darf ich das ihr überhaupt anschauen lassen? Darf ich ihr das überhaupt vorlesen? Aber wir sind doch damit aufgewachsen und auch den König vom Taka-Tuka-Land habe ich mit Pippi gerne gerettet. Ich habe dennoch das Gefühl, dass ich offen und aufgeschlossen auf die Menschen zugehe und diese Lektüre und Filme keinerlei negative Auswirkungen auf mich hatten und ich auch keine rassistischen Anwandlungen zeige. In unserem Freundes- und Bekanntenkreis gibt es Menschen aus unterschiedlichen Kulturen und diese Vielfalt ist doch auch was Schönes. Wenn ich aber jetzt jedes Wort vorher auf die Waage leben muss oder immer mit Vorsicht etwas sage, dann wirkt das doch nur mehr verkrampft. Für mich fällt auch das Gendern in eine ähnliche Schiene – mir erschließt sich der wahre Grund dahinter nicht. Es wirkt für mich alles verkompliziert und wenn ein durchgegenderter Text vor mit liegt, dann ist der wahrlich nicht immer leicht zu verstehen. Außerdem habe ich nicht den Eindruck, dass dieses Gendern irgendeine wirkliche Verbesserung bringt wie etwa beim teilweise großen Gehaltsunterschied von Frauen und Männern.
    Hab einen ganz wunderbaren Sonnentag, ein herzlicher Drücker und alles, alles Liebe Gesa

    1. Liebe Gesa,
      du sprichst mir, wie fast immer oder meist, aus der Seele, denn ich empfinde ebenso.
      Für mich findet sich Akzeptanz, Toleranz, Demut und Achtung in mir und das transportiere ich durch meine Sprache. Nur weil wir Formulierungen ändern, ändern wir leider noch keine Denkweise. Mir geht es genau wie dir, ich begegne Menschen offen und aufgeschlossen. Das wünsche ich mir für alle Menschen und dass wir dann genau das auch über unsere Sprache transportieren. Frei und offen.
      Ich drücke dich zurück und schicke dir liebe Grüße
      Nicole

  6. Liebe Nicole,
    wieder mal ein wichtiges Thema und schön persönlich von Dir geschrieben.
    Auch wenn ich weiß, dass es viele Leute nervt, mir ist es sehr wichtig, dass diskriminierende und symbolisch negativ aufgeladene Wörter nicht mehr im allgemeinen Sprachgebrauch vorkommen. Das zeigt doch den Respekt, den wir vor der Menschenwürde aller haben und auch ein wenig Demut, die ich generell für unterschätzt halte.
    Wenn ich diese Haltung habe, kann ich natürlich auch jemanden freundlich fragen, wo er oder sie herkommt (das muss ja nicht mal „exotisch“ sein, da reichts schon, wenn ich aus Franken komme und auf Norddeutsche treffe wie jetzt im Urlaub). Oft schon sind daraus lebhafte Gespräche entstanden und es ist ein Kompliment an mein Gegenüber, wenn ich mich dafür interessiere.
    Unsere Gesellschaft ist so divers, dass wir gar nicht anders können, als uns darauf einzustellen. Allein meine Kern-Familie umfasst 4 Nationen und auch PoC. Klar, dass es gilt keine Unwörter zu verwenden, auch wenn wir oft mit viel Humor uns gegenseitig ein bisschen hochnehmen. Das macht die Sache leicht.
    Gendern ist mir ein großes Anliegen. Dass es sprachlich noch nicht flüssig gelingt, heißt nicht, dass es nicht ein großes Thema ist und Sprache nicht noch kreativ darauf reagieren wird in den nächsten Jahren. Sprache ist Empowerment, davon bin ich überzeugt. Und ich als Frau möchte nicht darauf verzichten.
    Übrigens hast Du mich schwer inspiriert und wir sind doch schon am Samstag nach München gefahren. Im Hotel hatten wir im 8. Stock einen Wahnsinnsblick über die Stadt und München hat geleuchtet. Die Ausstellung von Phyllida Barlow war mit einer ausgezeichneten Führung und hat uns begeistert. Unser 2 Wochen alter und zu niedlicher Enkel hat uns natürlich noch mehr begeistert <3 und so hatten wir ein wunderbares Wochenende. Danke für die Inspiration!
    Sei herzlich gegrüßt von Sieglinde

    1. Liebe Sieglinde,
      ach wie schön, dass ich dich inspirieren konnte und ihr somit eine richtig schöne Zeit hattet. Da freue ich mich sehr mit dir. Dass der kleine Mann süß ist, kann ich mir gut vorstellen.
      Du bringst es auf den Punkt: Vor der Sprache steht die Haltung und die Demut (die ich auch von vielen für unterschätzt halte…), dann kann Sprache nämlich wunderbar funktionieren auch ohne Beschränkung. Ich für mich finde, dass man fühlt, wann etwas angebracht ist und was man sagen kann. Und wenn es ein Fettnäpfchen war, dann kann uns die Sprache da auch wieder heraushelfen.
      Und auch beim Gendern ist es eine Frage von Akzeptanz, Haltung und Demut, aber es sollte im Fluss sein. Und das ist es leider (noch) nicht immer. Ich wünsche mir, dass wir es flüssig und achtungsvoll hinbekommen.
      Denn Sprache kann auch das schaffen.
      Hab eine schöne Woche (zehre lange vom Wochenende) und liebe Grüße
      Nicole

  7. Liebe Nicole,
    was für ein gelungener Beitrag. Ja… ich spreche viel und gern :-).
    Es ist schon heftig, was man sagen darf/soll und was nicht. Ja – der Negerkuss ist ja ein „Unwort“ geworden. Bei uns zu Hause heißt er immer noch so – und früher hat sich niemand daran gestört. Ich frage mich nur immer, wer fängt denn damit an, was geht uns was nicht? Darf ich niemanden mehr aus Interesse nach seiner Herkunft fragen? Für mich ist das Desinteresse. Es ergeben sich daraus so schöne Gespräch, wenn man erzählt wo man her kommt bzw. wo man gelebt hat.
    Ob es in anderen Ländern auch so ist, kann ich nicht beurteilen. Auf jeden Fall kenne ich viele, die nicht aus Deutschland sind, die oft den Kopf darüber schütteln, über was man sich in Deutschland alles Gedanken macht – ja, wir scheinen wohl keine Probleme zu haben.
    Liebe Grüße und einen zauberhaft schönen Montag
    Martina

    1. Liebe Martina,
      Vielen Dank für das nette Kompliment. Ich bin in anderen Ländern oft gefragt worden, woher ich komme und ich fand das immer in Ordnung. Ich bin der Meinung, dass man ganz gut abschätzen kann, wann etwas passend ist und wann nicht.
      Aber in einigen Bereichen denken wir in der Tat zu viel und in anderen zu wenig.
      Liebe Grüße
      Nicole

  8. Ich finde, Sprache muss sich entwickeln und nicht aufgezwungen werden. Insgesamt sollte man mit jedem Gegenüber feinfühlig umgehen.Und meistens findet man auch die richtigen Worte. Selbst, wenn einmal ein Satz falsch formuliert wurde: Es gibt immer Möglichkeiten, Missverständnisse aus dem Weg zu räumen.

    Am schlimmsten finde ich momentan das übertriebene Gendern. Da sträuben sich mir manchmal die Nackenhaare. Bei einigen Menschen kommen teilweise keine flüssigen Sätze mehr aus dem Mund. Und die deutsche Sprache ist eh schwierig.

    Liebe Grüße Sabine

    1. Liebe Sabine,
      das stimmt: Sprache sollte ein Mittel zur Verständigung sein und nicht zur Verkomplizierung. Deshalb teile ich deine Meinung und ja, auch Missverständnisse kann man ausräumen und mit dem nötigen Gefühl glaube ich auch daran, dass Sprache ‚richtig‘ ankommt.
      Liebe Grüße
      Nicole

  9. Liebe Nicole,

    ich mag Sprache … wie bin ich nochmal in der Buchhaltung gelandet? Denn Zahlen mag ich eigentlich nicht so sehr. Egal …

    Ich unterrichte ja nebenberuflich Englisch in einer Ausbildungsmaßnahme für die Alten/Krankenpflege … und habe dort mit den Teilnehmenden (von mittlerweile 3 Kursen) über die Frage „Where are you from?“ gesprochen, weil ich mir unsicher war, ob ich diese Frage überhaupt noch stellen darf.

    Und ja … ich durfte … und es ist so interessant … ich bin ja auch nicht von hier. Wir lernen so viel voneinander, z. B. über die Behandlung von Alten und Kranken in unterschiedlichen Ländern, persönliche Lebenseinstellungen ebenso wie leckere Lieblings-Rezepte und vieles mehr.

    Mich interessiert in diesem Fall aber auch tatsächlich die Geschichte hinter der jeweiligen Person und zwar ebenso die Geschichte des jungen Süddeutschen, den es nach Norddeutschland verschlagen hat, wie auch die Geschichte der älteren Kubanerin aus Havanna, die in einem kleinen Dorf in Niedersachsen gelandet ist.

    Das „Schokokuss-Brötchen“ habe ich geliebt. Da fällt mir allerdings die Verwendung des neuen Namen sehr leicht. Und in diesem Zusammenhang finde ich es auch sehr wichtig, dass wir unseren Sprachgebrauch ändern/anpassen … da gibt’s ja noch mehr Beispiele.

    Liebe Grüße von Katrin

    1. Liebe Katrin,
      ich frage diese Frage auch, weil ich es spannend finde, wie sich Lebensläufe von Menschen entwickeln. Bisher ist es auch immer gut gegangen 😉, weil ich daran glaube, dass das Gegenüber auch das echte Interesse versteht.
      Ich musste ein bisschen schmunzeln wegen der Buchhaltung: Vielleicht magst du gesprochene Zahlen??
      Bei manchen Sachen finde ich Umformulierungen gut, bei manchen tue ich mich schwer.
      Aber wichtig ist, dass wir versuchen, die Möglichkeit unserer Sprache positiv zu besetzen.
      Alles Liebe
      Nicole

    1. Liebe Jenny,
      ja, das ist es, dieses Thema. Und es kann so vielfältig betrachtet werden. Was meist gut ist.
      Liebe Grüße
      Nicole

  10. Liebe Nicole,
    das ist ein guter Anstoß. Ich merke oft, dass „man“ manches nicht sagen kann. Wenn man die Herkunft mancher Redewendungen im 3. Reich findet, bleibt einem das Wort im Hals stecken. Und viele merken das nicht mal. So wie dir mit deinem Lieblingsessen aus der Kindheit. Geht einfach nicht. Vielen würde mehr Nachdenken vor dem Sprechen auch helfen.
    Liebe Grüße, hab einen schönen Sonntag
    Ilka

    1. Liebe Ilka ,
      Das stimmt sicher, aber bei einigen Sachen sehe ich den ‚Schaden‘ mehr im Verstellen als im Sagen.
      Aber vor dem Denken oder Sprechen das Gehirn einzuschalten, schadet ganz sicher nie.
      Liebe Grüße
      Nicole

  11. Du sprichst, schreibst mir aus dem Herzen liebe Nicole. Ich tue mich so schwer damit, denn ich bin immer neugierig und aufgeschlossen und dazu mache ich auch noch gerne Komplimente. Wir haben andere Probleme als unsere Sprache umzudrehen, so wie Du schreibst, Akzeptanz und Toleranz muss im Kopf anfangen, dann kann man sagen und fragen, was man will, ohne dass es verkehrt ist, so sehe ich das.
    Auf Mallorca hatten wir einen jungen Mann in der Gruppe, er sprach perfekt Schwiizerdütsch und hatte einen geläufigen Vornamen. Doch Greta und ich interessierten uns brennend für seine Wurzeln, da er nicht wirklich schweizerisch aussah. Da gerade zu dem Zeitpunkt die Diskussion über diese Frage sehr laut war, haben wir echt lange rumdiskutiert, wer fragt, wie gefragt wird usw. Alles Blödsinn, er hat sich über unser Interesse gefreut und viel über seine philipinische Verwandtschaft erzählt.
    Und bei uns in der Familie gibt es einen Running Gag. Wanda wollte Oma sagen, dass ihr Freund eine dunklere Hautfarbe hat, sie hat das Wort pigmentiert benutzt und Oma hat die Welt nicht mehr verstanden.
    Ein letztes Beispiel von letzter Woche. Ich saß in Coburg (meiner Heimatstadt) im Café, die Stadt hat als Wappen einen Mohr (immer noch, weiß ich gar nicht??) und die Spezialität im Café während meiner Schulzeit war ein Gebäck mit Namen „Mohrenkopf“. Also als dann letzte Woche die Kellnerin an meinen Tisch trat, rutschte ich etwas unbehaglich hin und her, und bestellte dann ganz mutig einen „Mohrenkopf“. Die Kellnerin (nicht muttersprachlich deutsch) schaute mich fassungslos an und ich sagte dann kleinlaut, dass es das früher hier immer gegeben hat. Sie meinte dann, das Café sei mittlerweile eine italienische Eisdiele und ich solle doch anschließend noch ins Café XYZ gehen, dort würde ich bestimmt fündig. Und das Gebäck heißt tatsächlich noch so.
    Worte und Sprache sind doch etwas Feines meine Liebe!
    Schönen Restsonntag noch und guten Wochenstart
    Liebe Grüße und Bussi
    Sigi

    1. Liebe Sigi,
      Ich bin so bei dir! Ich hatte auch unser Thema von neulich im Kopf..
      Denn mir geht es genauso, ich sehe in meinen Worten nichts schlimmes, sondern denke da so wie du.
      Wie schön, dass ihr auf Mallorca eine schöne Erfahrung nach dem ‚Auslosen‘ gemacht hat. Und Oma ist ein Hammer!
      Sprache ist etwas feines, vor allem wenn sie in Liebe und Freude benutzt wird.
      Bussi zurück und liebste Grüße
      Nicole

  12. Die Wirkung und Entwicklung der Sprache nehme ich ähnlich wahr wie Du. Ebenso bemühe ich mich, negative Formulierungen zu vermeiden. Ich sage nicht, was ich nicht will, sondern formuliere bewusst, was ich stattdessen will.

    Bei Komplimenten gibt es für mich durchaus welche, die keine sind. Sie enthalten in der Regel eine Wertung. Da überlege ich, ob das Person gefallen wird. Ich versuche dabei Dinge mit dem Menschen in EInklang zu bringen, sage also nicht „Das Kleid ist schön/Ich finde das Kleid schön.“ sondern „Du siehst in dem Kleid schön aus.“

    Sprache kann so viel …

    1. Liebe Ines,
      ja, genauso sehe ich es auch! Die Formulierung: Sie tragen eine schöne Bluse sagt so viel mehr. Und ich gebe dir Recht: mir in Erinnerung bleiben wird stets ein ‚Kompliment‘ für ein Kleid, das icheinmal trug: Schönes Kleid aber ich würde andere Schuhe dazu tragen. Bähm. Das Kompliment, das keines ist.
      Ich bin bei dir.. Sprache hat immer auch mit dem eigenen Gefühl (uns selbst) gegenüber zu tun.
      Hab einen schönen Sonntag und liebe Grüße
      Nicole

  13. Hm, dass ich Sprache ebenfalls liebe, muss ich nicht extra betonen, oder? Zum Teil gehe ich mit dir. Zum Teil aber auch nicht.

    Der Verkäuferin ein Kompliment zu ihrer Bluse zu machen finde ich nun wirklich nicht tragisch. Im Gegenteil, ich denke, jeder mag es, wenn sein Kleidungsstil positiv auffällt. Ich habe in diesem Fall dann auch wenig Bedenken, dass sich jemand auf seine Bluse reduziert fühlt. Beim Thema Figur wird es da schon schwieriger. Da stehen die Fettnäpfe gleich reihenweise herum, bereit zum Reintreten ;-) In diesem Bereich gibt es so viele Befindlichkeiten, da sag ich lieber nix, wenn ich die Person nicht gut kenne.

    Und die Frage, woher jemand kommt – manchmal ist sie schwierig. Ich habe 20 Jahre in einem 300-Einwohnner-Dorf gelebt. Da gab es definitiv niemanden, der nicht so aussah, als käme er nicht von dort… Jetzt lebe ich in einem Multi-Kulti-Stadtteil. Und nein, da frage ich niemanden, woher er kommt. Die kommen nämlich alle von hier, auch wenn es für jemanden, der 20 Jahre Dorf hinter sich hat, manchmal wirklich ungewöhnlich ist, wenn Schwarze so einen richtig schönen breiten Hamburger Dialekt sprechen. Ich glaube, ich würde im Boden versinken, wenn ich einen von ihnen gefragt hätte, woher er kommt ;-) Und ich kann verstehen, dass es Menschen gibt, die es nicht lustig finden, ständig aufgrund ihres nicht-deutschen Aussehens gefragt zu werden, woher sie kommen – wenn sie in dritter Generation Hamburger sind.

    Woher jemand kommt frage ich durchaus, wenn es mich interessiert – aber eben nur Menschen, bei denen wirklich klar ist, dass sie eben nicht „von hier“ sind. Das können dann Schwaben ebenso sein wie Menschen aus Nordafrika. Wobei ich mich da dann mit einem flüssigen Gespräch schwer tu, denn mein Schulfranzösisch geht mehr und mehr flöten. DAS würde ich gern wieder mal auffrischen. Und aus meinem Spanisch endlich mal so ein richtiges Machine-Gun-Spanisch machen :-)
    Liebe Grüße
    Fran

    1. Liebe Fran,
      natürlich hat es generell auch mit Einfühlungsvermögen zu tun, die Woher kommst du Frage zu stellen. Nur würde ich sie nicht so schwer gewichten wie es oft getan wird. Aber ich werte sie, wenn sie gestellt wird, grundsätzlich als Interesse und natürlich freut sich jeder über ein persönlich gemeintes Kompliment- auch zur Kleidung.
      Mein Schulfranzösisch ist genauso sporadisch vorhanden wie vermutlich deines. Und ja, mein Spanisch würde ich gern temperamentvoll an den Menschen bringen wollen, das wäre ziemlich fein.
      Wer weiß, irgendwann? Du brauchst es ja auf jeden Fall für deinen Umzug nach Barcelona 😉
      Liebe Grüße
      Nicole

      1. Wenn Barcelona, dann soll es auch catalan sein. Da bin ich speziell, auch wenn ich mir damit vermutlich fünf Jahre Sprachenlernen einhandle ;-) Ich will doch nicht klingen wie ein Zugereister!

        1. Dazu fällt mir nur ein: WOW!
          Denn das ist glaube ich wirklich eine harte sprachliche Nuss… Ich bin gespannt.
          Liebe Grüße
          Nicole

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