Über das Schweigen: Die Erbin

Ich musste erst einmal ausatmen, nachdem ich Die Erbin inhaliert habe. Dieses Buch hat wirklich ein Spannungs- und Enthüllungspotenzial, das seinesgleichen sucht.

Ines hat mich mit diesem Buch angefixt und ich wusste sofort, dass es mich ähnlich fesseln würde.

Die Erbin- was war damals wirklich los?

Das Buch* spielt in zwei Etappen: im Zweiten Weltkrieg und in den 50er Jahren.

Cosima ist Mitglied der schwerreichen Industriellendynastie Liefenstein. Sie ist verlobt, möchte sich aber noch sozial engagieren und gründet eine Stiftung für Kriegswitwen. Wie damals häufig üblich, wird diese Idee von ihrem Verlobten und der Familie aber eher belustigt betrachtet. Mit der Hochzeit wäre die Stiftung Geschichte.

Sie ist ambivalent in ihren Gefühlen auch ihrem Verlobten gegenüber.

Auf dem Rückweg ihrer Spendengala hat sie einen Unfall und stößt mit dem Journalisten Leo zusammen. Er bietet ihr an, eine Reportage über ihre Stiftung zu schreiben.

Als ihr Onkel Theodor ihr später untersagt, eine Spende von einem besonderen Mann anzunehmen, wird sie misstrauisch. Denn Theodor verbietet sich jede weitere Nachfrage.

Als sie bemerkt, dass der Unfall mit Leo fingiert war und er andere Motive hatte, ist sie völlig verwirrt.

Wem kann Cosima trauen?

Patriarchen und andere komische Dinge

Immer häufiger stoßen Cosima Begebenheiten auf. Als sie mit ihrer Cousine Ellen den Dachboden aufräumt, um wertige Gegenstände für ihre Stiftung zu verwenden, findet sie die Uniform ihres Vaters. In ihr entdeckt sie einen Brief, den er an eine Frau, die er sehr geliebt hat, geschrieben hat. Es ist schnell klar, dass es sich dabei nicht um ihre Mutter handelt.

Cosima fragt ihren Onkel, aber auch hier stößt sie auf eine Mauer des Schweigens.

Sie wendet sich an Leo.

Wer ist der Unbekannte?

Als Leo ihr nach einer gemeinsamen Nacht die Wahrheit sagen will, hat Cosima keine Zeit mehr und will so schnell wie möglich aus Leos Haus fliehen, dabei fällt ihr auf, dass sie oder Leo augenscheinlich beschattet werden. Von wem?

Schuld und Sühne?

Cosimas Misstrauen wird weiter angefacht, als ihr Onkel dann auch noch heimlich den Dachboden räumen lässt. Was war damals wirklich los?

Ihr wird schnell klar, dass unter dem Mantel der Harmonie einige familiäre, böse Geheimnisse lauern. Sie fragt sich, was ihre Familie verbirgt und stellt selber Nachforschungen an. Doch immer wieder trifft sie auf Schweigen, ein Privatdetektiv zieht sich aus Angst zurück.

Wird es Cosima gelingen, das Rätsel zu lösen?

Wie mir das Buch gefallen hat

Die Erzählweise ist schon allein durch die Zeitstränge ausgesprochen spannend. Dazu kommen in den unterschiedlichen Kapiteln die Erzählungen einzelner Protagonisten zum Tragen:

Elisa: Ist das Kindermädchen von Cosima und hütet ein weiteres Geheimnis

Edmund: Cosimas Vater, der sich stark vom Nazigeschehen und dem Tun seiner Familie distanziert

Theodor: Der Onkel, dessen Weste alles andere als weiß ist

Rita: Cosimas Mutter, die in ihrer eigenen Welt zu Hause ist

Leo: Der Journalist, dessen Recherchen und Zuneigung zu Cosima im Widerspruch stehen

Cosima selbst: Die die Vergangenheit ihrer Familie aufarbeiten möchte und muss

Mich hat das Buch von der ersten bis zur letzten Seite gefesselt. Das liegt daran, dass es, obwohl ausdrücklich als Fiktion mit wahren Begebenheiten bezeichnet, schonungslos offenbart, was damals in industriellen und feineren Kreisen freiwillig und unter Begeisterung für böse Deals mit dem Regime geschlossen wurden. Deals, die dann, als das Konstrukt zusammenbrach, unter den Teppich gekehrt werden sollten. Plötzlich hat jeder so gehandelt, weil er musste. Viele haben auch nach dem Krieg keine Moral oder Reue gezeigt. Das Buch macht deutlich, wie weit die Arme dieser bösen Macht auch nach dem Kriege noch reichten.

Die Autorin verpackt das in eine fesselnde Geschichte. Das Buch ist eine absolute Leseempfehlung von mir. Denn die Geschichte ist stimmig, gut erzählt und dabei macht sie auch noch atemlos.

Magst du solche Geschichten? Wäre die Erbin ein Buch für dich?

Alles Liebe,

Eure Nicole

Werbung: Der Link zum Buch ist ein reiner Hinweis. Ich verdiene nichts daran und wurde nicht für diesen Beitrag bezahlt. Herzlichen Dank an den Penguin-Verlag, dass sie mir dieses Buch zur Verfügung gestellt haben und für die freundliche Zusammenarbeit.