
Mit Hubertus Meyer-Burckhardt gehen wir auf Spurensuche: War früher alles besser? Das ist ja so ein gängiger Satz, den wir häufig hören oder zu hören bekommen. Hubertus Meyer-Burckhardt setzt sich mit den Lebensweisen und Lebensweisheiten seiner Großmutter auseinander.
Unwillkürlich kommen dabei auch eigene Gedanken an frühere Zeiten und die Frage, ob wir damals alles besser fanden dabei zum Tragen. Der Autor nimmt uns mit auf eine kleine Zeitreise und die Überprüfung, ob die Ansichten seiner Osi heute noch von Bedeutung sind oder uns eine andere Sicht auf Dinge bescheren können.

Die Spurensuche ins Früher
Auf das Buch ‚Die Sonne scheint immer: für die Wolken kann ich nichts‘ aufmerksam geworden bin ich durch Ines. Da ich den Autoren immer gern in seiner Talkshow gesehen habe, seine Moderationen charmant finde und ein Buch hier auch schon mal erzählt habe, war meine Neugier auf dieses Thema geweckt.
Hubertus Meyer-Burckhardt erzählt sehr nahbar, wie ihn jetzt, im reiferen Teil seines Lebens, die Liebe und die Zeit mit seiner Oma, die er liebevoll Osi nennt, wieder einholt.
Er denkt darüber nach, was sie ihm fürs Leben mitgegeben hat und was wir in dieser unsteten Zeit von ihren Ansichten mit Freude übernehmen sollten.

Spurensuche ins Früher- Anwendung im Heute
Osi, die die Hauptdarstellerin dieses Buches ist, weilt nicht mehr unter uns. Sie hatte, wenn wir es heute betrachten, kein unbeschwertes Leben. Im Gegenteil: Sie durchlebte zwei Weltkriege, eine Zeit der Armut und war nicht mit ihrer unbedingt großen Liebe verheiratet.
Ihre große Liebe war das Leben. Sie war eine Menschenfreundin und sah zumeist nur das Gute. Und das erzählte sie. Laut und vernehmbar. Egal, ob es jemand hören wollte oder nicht.
Sie war regelmäßigst zu Gast in der Kasseler Weinstube Boos und der Autor erzählt mit einem Augenzwinkern, dass diese auch nach dem Tod von Osi langsam gestorben ist.

Dinge, die heute keiner mehr machen würde
Sie lebte wild, sie lebte unangepasst und sie war so weltoffen und neugierig, wie es damals wohl absolut ungewöhnlich war.
Sie trug ihrem Enkel schon früh Challenges auf, als es dieses Wort noch gar nicht gab. So musste er in der Stadt Kassel, wo beide lebten, mit der Straßenbahn von Endhaltestelle zu Endhaltestelle fahren. Für sie war das das Training von Menschenkenntnis und dass unterschiedliche Menschen nicht immer schlechtere Unterschiede aufwiesen.
Sie ließ ihn nicht angeschnallt auf Ausflügen mitfahren und er durfte essen, was ungesund war. Sie dachte sich mit ihm Geschichten aus und er erzählt, wie begeistert sie heute von KI wäre und es nicht als Bedrohung sehen würde.
Und auch wenn wir in dem Buch viel zurückschauen, liebte Osi aus vielen Gründen mehr die Gegenwart als die Vergangenheit.

Wie weit bestimmt uns unsere Erziehung?
Hubertus Meyer-Burckhardt setzt sich in diesem Buch nicht nur mit der grandiosen, wenn auch nicht immer gesunden, Lebensweise seiner Osi auseinander und sondern fragt sich auch, wie viel er davon mitnehmen konnte. Wie viel davon in der heutigen Zeit vieles erleichtern könnte.
Das Ideal
Das Lieblingsgedicht der Oma war das Gedicht das Ideal von Kurt Tucholsky, das so wahr wie berührend ist.
Ihr Ideal war es, das Leben zu leben und sie war der Meinung, dass das Leben immer lebensgefährlich ist und man nichts, aber auch gar nichts auf später verschieben sollte.
Was sie sich finanziell nicht leisten konnte, das erlebte sie in Büchern und ihrer Fantasie.
Eines war ihr immer wichtig. Sie grämte sich nicht, sie nutzte ihre Möglichkeiten.
Dieses Ideal übertrug sie auch auf ihren Enkel und er spürt diese Lebenslust als Teil seiner DNA.

Keine Vergleiche, kein Unmöglich
Auf der Spurensuche wird klar, dass Osi eine bemerkenswerte Person war. Manche ihrer Ansichten sind so kurz und knapp, dass sie den Nagel mit einem Hammerhieb direkt auf den Kopf treffen.
Det Leben is kurz och wenn it lang is
aus: die Sonne scheint immer, für die Wolken kann ich nichts, Seite 80
Sie brachte ihm bei, allem und jedem Beachtung und Respekt zu schenken, dankbar zu sein für die Zeit, in der er aufwachsen und leben darf und das Seinige dazuzutun.

Lebensweisheiten und was uns guttäte
Viele ihrer Lebensweisheiten sind so banal wie griffig, einige ihrer Einstellungen machen die Welt zu einem freundlicheren Ort. Dieses Buch ist eine fröhlich-hintergründige Auseinandersetzung mit dem Leben.
Zeitgleich zeigt es uns, wie wichtig es ist, unsere Zeit sinnvoll zu nutzen und für dieses Leben verantwortlich und dankbar zu sein. Ohne schmerzende Vergleiche. Osi hat gelebt und Hubertus hat viel von ihr mitbekommen.

Warum solltest du dieses Buch lesen?
Die kurze Antwort ist: weil es Spaß macht und berührt. Die ausformuliererte Antwort ist, dass wir uns in einer Zeit, in der oft Unzufriedenheit oder Unfreundlichkeit mehr Raum finden als das immer noch vorhandene Schöne, mehr von Osi abschauen sollten. Sie war schon Frauenbewegung, Engagement und Lebensfreude, bevor wir es in feierliche englische Worte verpackt haben.
Deren Leben nicht von Überfluss geprägt war und die dennoch aus dem Vollen schöpfte. Deren Zitate Freude machen.
Und weil wir alle ein bisschen Osi sein dürfen. Natürlich nur an den regelkonformen und gesundsheitsgetreuen Stellen ;).

Wäre das ein Buch für dich? Kennst du den Autoren?
Alles Liebe,
Eure Nicole
Werbung: Der Link zum Buch ist ein reiner Hinweis. Ich verdiene nichts daran und wurde nicht für diesen Beitrag bezahlt. Herzlichen Dank an den Heyne-Verlag, dass sie mir dieses Buch zur Verfügung gestellt haben.
Lebensideen
Lesefluss
Lesegenuss
Ein Buch, das zum Nachdenken und Freuen anregt.
Ich kann mir das so gut vorstellen. Bei Ines habe ich ja schon davon gelesen, Du beschreibst es auch begeistert. Ich hab viel von meiner Oma gelernt, sie war auch sehr cool. Osi ist mir sympathisch und dieses Gedicht muss wirklich jeder kennen. ☺️ Ach bei Oma ist schon manches nicht immer so gesund. das muss einfach so, alte Regel. 😉
Ich wünsche Dir einen schönen Tag, liebe Grüße Tina
Ja, so möchte es wohl das Gesetz 😅und das ist ja auch gut so.
Das Buch ist wirklich schön und das Gedicht passt gerade auch zu dieser Zeit.
Liebe Grüße
Nicole
Ich finde ja schon den Titel wunderbar. Der Rest könnte mir auch gefallen und ein bisschen ungesund darf das Leben ja ruhig auch sein. Könnte mir gut vorstellen, mich von Osi inspirieren zu lassen 😄
Liebe Grüße!
Osi lebt, ohne Bedenken. Eine Einstellung, die deshalb so toll ist, weil sie JEDEN respektiert. Stimmt, der Titel ist richtig gut.
Liebe Grüße
Nicole
Liebe Nicole, eigentlich mag ich den Autor nicht, ohne es begründen zu können. Aber nach Deiner Rezension komme ich doch ins Grübeln, dass Buch zu lesen bzw. zu erwerben. Klingt wirklich lesenswert. Danke und LG aus der Bretagne von Regina
Es gibt diese Gefühle, ich kenne das gut. Das Buch ist deshalb so schön, weil es vom Leben erzählt. Echt und unverstellt und weil die Osi ihrer Zeit weit voraus war.
Ich hoffe, es gefällt dir dann.
Liebe Grüße
Nicole
Habe gerade schallend gelacht, als ich das Tucholsky-Gedicht gelesen habe. Das ist einfach klasse – und sehr treffend. Sollte Pflichtlektüre für alles sein, vielleicht wäre dann weniger Nörgelei? Ein Buch über eine Osi, deren Lieblingsgedicht ist, dürfte auf jeden Fall lebenswert sein!
Liebe Grüße
Fran
Das Gedicht aus einer anderen Zeit passt so gut in diese. Das fand ich auch. Bin also bei dir, was die Pflichtlektüre betrifft. Das Buch ist schön zu lesen.
Liebe Grüße
Nicole
Ich glaube schon, dass es ein Buch nach meinem Geschmack ist. Allein schon deshalb, wei ich Hubertus Meyer-Burckhardt sehr sympathisch finde.
Liebe Grüße
Sabine
Zumal es für einen ‚Nicht so gern Leser‘ wie dich auch prima zu lesen und beim Lesen zu unterbrechen ist.
Und ja, ich finde ihn auch sehr charmant und sympathisch.
Liebe Grüße
Nicole
Auch heute kann man Regeln und Gesundheitskonformität ab und an mal außer Acht lassen :).
Freut mich, dass mein Lesetipp Dir auch gefallen hat.
Hab einen sonnigen Tag!
Gedehntes jaaaaa.
Ich fand es schön zu lesen.
Liebe Grüße
Nicole