KolumneGedankenfluss

Warum Fast Food manchmal sein muss

Oder: Wie Wertung nachhallt

Ganz vielleicht ist dieser Beitrag auch Fast Food. In der letzten Woche sind mir einige Kuriositäten untergekommen, die ich zwar auch in meiner Monatsabschiedsreihe schreiben kann, aber als ich diesen Beitrag für heute verfasste, entstand die Idee aus einer Blockade heraus.

Blockade deshalb, weil ich irgendwie übervoll von Ideen und trotzdem leer war. Mit Fast Food? Ich lasse somit jetzt einmal frei nach dem Begriff Gedankenfluss die Gedanken fließen.

Mein Gedanken Fast Food der letzten Woche

Als ich so an meinem Laptop saß, bekam ich Appetit auf ‚böses‘ Fast Food. Mein Mann würde nicht zum Abendessen kommen und so dachte ich bei mir, dass mir ein bisschen schnelles Hähnchen ganz gut in die Planung und in den Magen passen würde. Da mir schon den ganzen Tag irgendwie kalt war, ich aber unbedingt auch noch einmal vor die Tür wollte, habe ich das Angenehme mit der Aufnahme von Essen verbunden.

So bin ich losgelaufen, habe meine Nase in die zu dem Zeitpunkt ein bisschen wärmende Sonne gehalten und habe über Lebensführung nachgedacht. Das ergab sich aus einer Diskussion neulich, in der ich wieder einmal feststellen durfte, wie gern doch wertend in andere Leben eingegriffen wird.

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Gedankenfluss Fast Food

Ist mein Leben mein Leben?

Ich brauche dieses Gespräch gar nicht näher zu beschreiben, aber es war die Zufallsbekanntschaft einer Frau, die mir zu erklären versuchte, dass Wertschätzung in Form von Geld daher käme. Und in Form einer 50:50 Aufteilung in Partnerschaften, wenn man denn eine solche hat.

Nun passte das nicht so ganz mit meiner Auffassung von Lebensgestaltung zusammen und ich habe ein bisschen versucht, ihr meine Meinung dazu zu erläutern.

Nämlich die, dass es nicht den einen Lebensentwurf gibt, den wir dann auf alle Leben anwenden dürfen und müssen. Menschen können ihre Leben durchaus unterschiedlich gestalten und auch Wertschätzung ist meiner Meinung nach eben nicht Geld. Sondern auch das Leben anderer Menschen so zu nehmen, wie sie es sich gestalten. Und das eigene so akzeptiert zu wissen.

Und es ist eben auch in Partnerschaften nicht alles 50:50. In meiner zumindest nicht.

Allerdings ist genau diese Tatsache für mich auch fein, denn bisher klappt es ja ganz ordentlich;).

Leben ist nicht Fast Food, kein Vertrag, sondern ein individueller Entwurf

Es ist für mich immer wieder interessant, wie manche Menschen meinen, dass sie die Regeln und/oder die Urteile über Lebensentwürfe fällen mögen und dürfen.

Wie sie überhaupt meinen, dass man mit einem einzig gültigen Entwurf für alle alles regeln kann.

Jedenfalls konnte oder wollte diese Frau meine Meinung dazu nicht hinnehmen. Bei einigen Argumenten meinte sie zwar, sie hätte das so noch nie gesehen. Wirklich bewegt habe ich aber, so glaube ich, leider nichts in ihr.

Ich denke eher, sie hat mich für ein bisschen dumm und naiv gehalten.

Sie hat allerdings in mir durchaus etwas angestoßen, denn ich stellte fest, dass ich zwar auch nicht jede Lebenseinstellung, jeden Lebensentwurf oder die Argumentation dazu gut finde. Meine Meinung und den meinen würde ich anderen Menschen aber nicht aufzwingen wollen.

So ging sie dann ziemlich schnell ihres Weges, mit den Worten, sie müsse noch netzwerken.

Ein Gespräch wie Fast Food

Abgesehen davon, dass das Gespräch schnell vorbei war, lag es mir danach dennoch schwer im Magen. Aber lange satt gemacht hat es mich nicht. Wie Fast Food eben.

Und dennoch muss auch das manchmal im Leben sein. Damit man sich das nächste Mal auf Salat und Gemüse freut. Oder auf ein gesundes und erfüllendes Gespräch.

Ich habe mich einmal mehr gefragt, warum diese Bewertungen so sein müssen.

Wisst ihr, was man damit erreichen will? Wertet ihr über andere, deren Leben sich von eurem unterscheidet?

Gedankenfluss Fast Food

Alles Liebe,

Eure Nicole

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22 Kommentare

  1. Das ist ein toller Text.
    Werte, bewerten, interpretieren, beobachten- ich finde das Thema sehr spannend.
    Es fällt schwer nur Fakten zu beobachten ohne erst zu interpretieren. Das Bewerten und Werten ist die letzte Stufe, die wir uns „erlauben“. Ich versuche mich immer wieder daran zu erinnern, wie schnell alles ineinander verschwimmt und mich zurecht zu weisen.
    Liebe Grüße!

    1. Danke, liebe Jenny. Vom Bewerten machen wir uns alle nicht ganz frei, aber dennoch ist es am Ende ja auch die Frage, was und wie es beim Gegenüber ankommt. Darum mag ich es, dass auch du dich hinterfragst.
      Liebe Grüße
      Nicole

  2. Die Gleichberechtigung, die wir heute hier leben dürfen, haben andere vor uns hart erkämpft. Manche fühlt dieses wertvolle Gut wohl bedroht, wenn andere Frauen andere vermeintlich falsche Rollenbilder erfüllen. Dass man dann beim Vertreten der eigenen Ansichten übergriffig andere Lebensentwürfe verurteilt, ist aber einfach nicht in Ordnung. Damit haben wir nämlich wieder nichts gewonnen und sind so unfrei, wie vor 70 Jahren – man hat sich der gesellschaftlichen Norm anzupassen, statt selbst zu entscheiden, wie man leben möchte.
    Ich könnte mir beispielsweise nicht vorstellen, nicht zu arbeiten. Aber wenn andere sich bewusst und selbst bestimmt dafür entscheiden, geht mich das nichts an. Und ganz ehrlich finde ich es super, einen starken Mann zu haben, der mir auch mal ein Marmeladenglas aufmachen kann. Bei aller Gleichberechtigung sind wir nämlich nicht gleich.

    1. Ich klatsche Beifall für deine Worte, denn sie treffen mich und meine Meinung so sehr. Danke!
      Es ist wirklich so. Und ich mag auch mal ein Kompliment bekommen, ohne gleich glauben zu müssen, das sei übergriffig.
      Und die Getränkekiste getragen, siehe Marmeladenglas.
      Ich wünsche dir eine schöne Woche.
      Liebe Grüße
      Nicole

  3. Irgendwie verstehe ich nur Bahnhof.
    Ich habe keine Ahnung, wieso ich mit einer fremden Frau meine Lebensführung diskutieren sollte. Würde mir ja gar nicht einfallen. Lebensführung ist sicher nicht das geeignete Thema für Smalltalk. Ich schreibe bewusst Frau, denn ich denke, dass das Fragen und dann ungefragt beurteilen ein typisches Frauending ist.
    Jupp. Es gibt schon komische Leute.
    Natürlich fällt mir aber zu Deiner Rahmengeschichte hier was ein. Ich gehe davon aus, dass ich sie kommentieren soll. Und nun kommen wir an den Scheideweg. Soll ich Dir schreiben, ich war noch nie bei KFC und seit vielen Jahren nur dann „beim Schotten“, wenn wir das Auto laden mussten und der Mann was essen wollte?
    Soll ich Dir schreiben, dass ich niemals das Haus verlassen würde um mir alleine was zu Essen zu holen (Pizza, Döner, MäcDoof). Ich könnte Dir erzählen, was ich in 9,5 Jahren für Diskussionen mit meinem Sohn hatte, weil er sich regelmäßig mit meinem Auto und meinem Sprit was zu essen geholt hat. Dafür habe ich tatsächlich NULL Verständnis. Das ist für mich kein Gönnen sondern Geld Verschwendung. Und in unserem Fall sogar auf meine Kosten.
    Die Menschen können wohl nicht über den Schatten Ihrer Erziehung springen. Und ich wurde extrem sparsam erzogen. Dagegen war für gute Lebensmittel die zu Hause verarbeitet wurden, qualitativ hochwertige Kleidung und Sport plus Equipment immer Geld da. Und genauso „lebe“ ich das heute. Für technischen Schnickschnack, Autos etc. gebe ich kein Geld aus. Da nehme ich was da ist oder „vererbt“ wird.
    Wolltest Du jetzt gar nicht wissen. Sorry. :-)
    BG Sunny

    1. Du hast absolut Recht, es war eine Frau. Und es fing harmlos an, haha.
      Ich bin übrigens zu Fuß gegangen, aber früher auch dorthin gefahren. Heute ist es eher runter von meiner Liste. Ich wurde auch sparsam erzogen und musste lernen, an einigen Stellen zu springen.
      Liebe Grüße
      Nicole

  4. Ich habe meinen Lebensentwurf schon öfters aus Gründen geändert, so dass ich sicher keinem Ideal mehr entspreche.
    Daher kann ich mich in viele Lebensentwürfe einfühlen, wenn ich sie auch nicht gut finde oder teilen möchte. Natürlich bewerte ich für mich das auch, aber ich erzähle es – möglichst- nicht ungefragt (es hat auch schon Situationen gegeben, da habe ich meine Meinung gesagt, um meiner selbst willen). Wenn ich gefragt werde, sage ich meine persönliche Meinung dazu. Mehr oder weniger ungeschminkt. Es kommt für mich auf die Wahrhaftigkeit der Situation an.
    Etwas lästern tu ich auch manchmal, aber nur mein Mann bekommt das zu hören und er kann es einschätzen. Lästern kann auch eine Art Seelenhygiene sein. Besonders nach zuviel der Art von Fast Food, so wie Du es beschrieben hast.
    Da ist mir echtes Fast Food doch lieber: Es lebe die Curry Wurst!
    Herzlich
    Sieglinde

    1. Ja, es lebe die Currywurst (ich könnte wirklich mal wieder eine essen, hihi).
      Wie du es sagst: EINFÜHLEN. Manche Menschen gehen aber derart hart mit einem ins Gericht oder meinen, sie könnten und wüssten alles besser. Ich halte es wie du. Aber selbst bei der erfragten Meinung kann man durchaus die eine oder andere Überraschung erleben.
      Schön, dass du zurück bist.

      Liebe Grüße
      Nicole

  5. Aber ja. Ich werte. Tun wir vermutlich alle. Die Frage ist, ob man seine Wertung dringend laut kundtun muss. Das ist völlig legitim, wenn es sich um sachliche Kritik handelt, die Dinge richtig stellt, finde ich. Wenn also jemand etwas objektiv Falsches behauptet. Das mag ich dann tatsächlich auch nicht stehenlassen und ich sage das dann auch laut.
    Aber ein Lebensentwurf – das ist etwas zutiefst Subjektives. Was für dich gut ist, muss es für mich noch lange nicht sein und umgekehrt. Und ja, wir tendieren durchaus dazu, unseren Lebensentwurf auch gleich der ganzen restlichen Welt überstülpen zu wollen. Aber das ist Blödsinn.
    Und um beim Thema zu bleiben: Wenn sich für diese Person Wertschätzung in Geld ausdrückt, dann ist das für sie eben so. Andere empfinden Geld eben nicht als Wertschätzung. Ich übrigens auch nicht. Und es gibt sogar Studien dazu, dass Geld langfristig nicht motiviert. Aber wir wissen eben auch nicht, welche Erfahrungen diese Person gemacht hat – mit oder ohne Geld, mit oder ohne Wertschätzung. Für sie ist das also vermutlich richtig, Geld mit Wertschätzung gleich zu setzen. Lediglich der Schluss, dass das für alle gelten muss – der ist halt falsch.
    Liebe Grüße
    Fran

    1. Ja, genau. Das meine ich auch. Dass jeder (wenn er niemandem bewusst schadet oder wehtut) leben kann wie er möchte. Aber herablassend oder komisch auf andere Menschen für deren Art zu leben zu reagieren oder gar ärgstens zu kritisieren, das mag ich nicht.
      Das hat mich an dem besagten Abend ganz schön getriggert.

      Darum bin ich zur Gänze bei dir. Für mich ist Geld eben auch keine wirkliche Wertschätzung, aber es sollte immer ein Lohn sein
      Liebe Grüße
      Nicole

  6. Auch wenn es schwer zu glauben ist, denke ich, dass es für den Menschen etwas ganz „Normales“ ist, über andere zu urteilen. Etwas, das widersprüchlich ist, wenn wir tief im Inneren nicht nach unseren Taten beurteilt werden wollen. ;)
    Aber trotzdem mein Thema ist definitiv – leben und leben lassen – solange es nicht über meinen Gartenzaun hinausgeht, investiere ich meine kostbare Zeit nicht darin zu sehen, was andere Menschen tun, wie sie es tun, warum sie es tun.
    Aber wenn jemand meine Meinung fragt, werde ich antworten, was ich denke, und dabei immer die Meinung der anderen Person respektieren. Schließlich muss meine Sichtweise nicht immer die richtige sein. Wir haben nicht immer Recht. Wir können uns irren und die Handlungen anderer falsch beurteilen.
    Liebe Grüße,
    Claudia

    1. Mein Motto ist das auch. Ich urteile nur nie ungefragt oder abwertend über die Lebensweise anderer Menschen, das mag ich nicht. ansonsten bin ich bei dir
      Liebe Grüße
      Nicole

  7. Also, wir wissen ja eigentlcih, dass Balance eh alles ist, was aber im Alltag wiederrum, wie schön von dir beschrieben, nicht so einfach ist. Leben und leben lassen noch viel weniger. Wobei gerade der Lebensstil für mich ganz persönlich ein wenig seine Grenzen da findet, wo sich Lebensstil auf die Gemeinschaft auswirkt, soll heißen, dass Krankenheit sich entwickeln, die dann die Solidargemeinschaft finazieren muss. Alles eine Frage der Balance bzw in einem gewissen Rahmen, der ja immer wieder neu verhandelt werden muss.

    Liebste Grüße und einen schönen Abend, liebe Aaa wünscht dir deine Sss

    1. Ja, liebe Aaaa, ich gebe dir in den von dir genannten Punkten natürlich Recht. Mich stört nur, dass manche Menschen wirklich kaum tolerant sind, wenn (nicht die Gesellschaft belastende) Lebensweisen nicht ihren Vorstellungen entsprechen oder wie schnell man doch für naiv oder dumm befunden wird.
      Ansonsten: Bleiben wir in Balance.

      Liebste Grüße
      Deine Nnnn

  8. Echtes Fastfood kann ich nur einmal im Jahr essen. Man hat einen richtigen Heißhunger darauf und hinterher ist man ernüchtert.
    Im wahren Leben ist es nicht anders. Mir gefällt nicht immer alles, was andere Menschen tun. Wie bei Ines bleibt meine Meinung bei mir, solange ich nicht selbst davon betroffen bin. Soll heißen: Solange jemand mit seinem Verhalten anderen keinen Schaden zufügt soll doch jeder machen was er will. Lästern in den eigenen vier Wänden darf aber erlaubt sein, finde ich. Es muss ja nicht nach außen getragen werden.

    Das hat übrigens nichts damit zu tun, einmal die Meinung zu sagen, wenn man anderer Ansicht ist. Dabei sollte es dann aber auch bleiben.

    Liebe Grüße
    Sabine

    1. Ich sehe es wie du: Natürlich habe ich auch zu vielen Dingen eine (andere) Meinung. Auch was gelebte Leben und/oder Lebensentwürfe betrifft. Aber ich gebe die eben auch nur gefragt und niemals abwertend preis.
      Und klar, man darf auch mal lästern. Man muss nur wissen, mit wem;).
      Liebe Grüße
      Nicole

  9. Seelisches Fast Food kann wirklich auch schwer im Magen liegen.

    Ja, ich bewerte andere Lebensentwürfe und Lebenseinstellungen – alles andere wäre gelogen. Ich habe eine Meinung dazu, ob mir etwas zusagt, egal ist oder ich es ablehne. ABER … ich teile das diesen Menschen nicht ungefragt mit. Das ist meine Meinung und die bleibt dann halt bei mir.

    „… ich wieder einmal feststellen durfte, wie gern doch wertend in andere Leben eingegriffen wird.“

    Genau das vermutet ich also tunlichst. Es gilt für mich nicht nur „keine Beratung ohne Auftrag“, sondern auch „keine Meinungsäußerung ohne Auftrag“.

    Ein schräges Erlebnis hatte ich dazu am Samstag. Jemand fragte mich, ob ich etwas täte. Ich antwortete mit ja. Und dann kam der Vortrag, warum es ja gar nicht ginge, das zu tun … (und das ohne die Kenntnis, dass das Argument dagegen bei mir nicht trifft, weil ich gegen die ins Feld geführte Gefahr bewusst Vorkehrungen zur Ausräumung getroffen habe). Da habe ich auch nur mit dem Kopf geschüttelt. Jemand fragt mich was und hält mir dann einen Vortrag über mein Verhalten … Das habe ich als ungefragt Bewertung meines Verhaltens empfunden.

    Komm gut in eine fröhliche Woche!

    1. Ich bewerte das auch und habe auch eine Meinung. Aber wie du sagst, ich behalte es für mich und ich werte schon mal überhaupt niemanden ab. Ich hatte dich bei diesem Gespräch auf meiner Schulter sitzen, denn du hast einmal etwas sehr Kluges und Feinfühliges über MEINEN Lebensentwurf gesagt.

      Dein Gespräch klingt ähnlich übergriffig und etwas unverschämt. Manche Fragen oder Unterhaltungen vermitteln einem im Nachhinein das Gefühl, dass es nicht um Interesse, sondern um Senf dazugeben geht, oder?
      Komm auch du gut in die Woche
      Liebe Grüße
      Nicole

      1. Freut mich, dass ich (be-)stärkend auf Deiner Schulter saß bei dem Gespräch!

        Ja, um Senf dazugeben oder sich selbst eine Meinung bilden durch lautes Denken auch mal, aber ich habe nicht immer Lust, mir ungefragt Grundsatzdiskussionen an den Hals binden zu lassen.

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