Washington DC- wohl kaum eine Stadt steht mehr für Demokratie eines Landes, es ist die Hauptstadt der USA. Mein letzter Besuch liegt fast 30 Jahre zurück, dieser steht unter dem Stern (oder dem Schatten?) der Wahlen.
Egal, wie es ausgegangen ist, die Stadt hat mich einmal mehr beeindruckt. Und meine Eindrücke auf dieser Reise möchte ich heute mit euch teilen.
Washington DC damals und heute
Als wir in der Stadt ankamen, herrschten satte 28 Grad und wir sind am ersten Abend tatsächlich ohne Jacke hinausgegangen. Der Indian Summer ist dort ja sehr lokalisiert, so warm war es dort allerdings auch schon lange nicht mehr.
Wie immer haben wir uns auch dieses Mal auf den Weg zu einem kleinen Abendspaziergang gemacht, um ein bisschen die Gegend zu erkunden.
Dabei haben wir versucht, uns ans weiße Haus heranzuschleichen, aber das war unmöglich. Überhaupt war markant, das sei vorweggenommen, dass sowohl das Capitol als auch das weiße Haus weiträumig abgesperrt waren. Und die Sicherheitsvorkehrungen ausgesprochen hoch.
Unser Abendessen haben wir in einem winzigen Burgerladen eingenommen.
Es überrascht mich jedes Mal aufs Neue, wie gut das Essen selbst in so kleinen und unscheinbaren Läden ist.
Die Stadt bei Tag und einem Fußmarsch
Washington DC und seine demokratischen Sehenswürdigkeiten kann man von vielen Hotels aus sehr gut fußläufig erreichen.
Das haben wir natürlich auch so gehandhabt. Es war aber auszuhalten, denn ich habe mich dieses Mal auf meine reiseerfahrenen Sneaker verlassen.
Das Capitol
Unser erster Stopp war das Capitol und man kommt dort nur geführt hindurch. Die Sicherheitsvorkehrungen sind groß, ein bisschen belustigt war ich über ein Verbotsschild, dass ich mich nicht getraut habe zu fotografieren: No Food, No Drinks, No Weapons inside. Die Reihenfolge ist interessant, oder?
Mallory, unsere engagierte Führerin, erzählte uns eine Menge über Bau, Personen und Demokratie in dem wunderschönen Gebäude. Ich finde es sehr beeindruckend, sowohl von innen als auch von außen.
Das zusätzlich Spannende an ihrem Vortrag war, dass sie wirklich JEDE Frage beantworten konnte. Jeder Bundesstaat hat Figuren im Capitol stehen und da alle anderen Gruppenmitglieder Amerikaner waren, wurde sie natürlich gefragt, wo die Figuren stehen und warum genau diese Personen ausgewählt wurden.
Wir haben uns dann auch noch die Library angesehen und waren sehr angetan von dem Bau und seiner Geschichte.
Umso unverständlicher, ich habe es bereits geschrieben, ist für mich, der Sturm auf diese Institution der Demokratie (und dass das 2024 vergessen ist).
Nächster Stopp: Über die National Mall zum Monument
Die National Mall in Washington DC ist eine große Parkanlage, die links und rechts von verschiedenen Museen gesäumt wird und die zum Monument führt. Die Sauberkeit und die Anzahl der Bänke haben uns begeistert.
Das Monument ist der größte Obelisk der Welt, er wurde zu Ehren von George Washington errichtet. Es ist 152m hoch und besteht aus Marmor, Besuche können nur mit Reservierung erfolgen. Wir waren leider erfolglos, aber dennoch ist es auch beeindruckend, dort einfach nur zu stehen. Und zu sehen wie Verkehrsflugzeuge gefühlt nahe daran vorbeifliegen.
Über das World War II Memorial zu Lincoln, mit einem Twist
Weiter ging es dann zum Memorial des 2. Weltkrieges, welches sehr eindrucksvoll ist. Wie es in den USA generell einen sehr respektvollen Umgang mit Soldaten gibt. Der Twist? Wie bei unserem letzten Besuch ist auch dieses Mal der Präsident in der Marine One über uns hinweggeflogen.
Das ist großes Kino, denn zunächst hält ein Helikopter den Himmel ‚frei‘, indem er kreist. Und dann kommen mehrere dieser Marine Ones eingerattert und der, der in Richtung Weißes Haus abbiegt, der ist es dann. Immer ein bisschen aufregend.
Lincoln haben wir dann auch noch einen Besuch abgestattet.
Unser Rückweg führte uns am Denkmal des Vietnamkrieges vorbei. Es ist wirklich schrecklich zu sehen, wie viele Menschen dort ihr Leben gelassen haben.
Spannend zu wissen ist übrigens, dass Capitol, Monument und Memorial in einer Reihe stehen.
Am nächsten Tag über die Union Station nach Arlington
Dieser Soldatenfriedhof hat mich schon bei meinem ersten Besuch geflasht. Zum Großteil mit einheitlichen Grabsteinen versehen, bietet er eine stilvolle Ruhestätte mit Blick über Washington.
Es sind nur zwei Präsidenten hier begraben, einer von ihnen ist John F. Kennedy mit seiner Familie. Auf seinem Grab brennt das ewige Licht. Alle anderen Präsidenten werden in ihrer Heimatstadt bestattet.
Die Flaggen in Arlington sind täglich von der ersten bis zur letzten Beisetzung auf halbmast zu Ehren der Verstorbenen geflaggt, im Schnitt gibt es 17 Beerdigungen täglich. Am Memorial Day wird jedes einzelne Grab mit der amerikanischen Flagge bestückt.
Beeindruckt hat mich, mit welcher Ehrfurcht die Amerikaner diese besondere Ruhestätte besuchen, wie auch Kinder immer wieder zur Ruhe ermahnt werden.
Auch wenn man den Friedhof auch mit einem Zug durchfahren kann.
Ein Besuch im Spy Museum
Wir haben uns für dieses Museum entschieden, weil wir das in Berlin kennen und mögen und einen Vergleich wollten.
Das Spionage-Museum in Berlin ist super, ohne Zweifel. In Washington DC? Das ist super, plus eine Schippe obendrauf. Dort bist du nicht nur ein einfacher Besucher, du bist ein Agent und kannst Aufgaben erfüllen. Das haben wir natürlich gemacht und es hat einen Riesenspaß gemacht.
Georgetown University
Wir haben es nur am Abend dorthin geschafft, aber allein Georgetown ist sehenswert und sehr süß.
Die ursprüngliche Universität ist ein beeindruckend und hat richtig noch den alten Geruch. Wir haben uns hineingeschlichen und uns ein bisschen umgeschaut. Ein tolles Flair herrscht dort.
Ein bisschen glaube ich, dass UBER dort erfunden wurde, zumindest trägt die Universität erheblich zum Umsatzwachstum bei.
Was mir aufgefallen ist
Washington DC war innerhalb von zwei Jahren das zweite Ziel in den USA, das ich bereisen durfte. Ich habe es schon oft gesagt, ich liebe dieses Land, die Mentalität, die Sprache und dass wirklich alles 1–2 Nummern größer ist als hier (auch Parkplätze).
Ich muss und möchte das Wahlergebnis nicht verstehen, aber dieses Gefühl konnte ich auch danach nicht ablegen.
Was mich allerdings stark überrascht hat (und das war ja auch einer der Gründe, warum alles so ausgegangen ist, wie es ausgegangen ist) waren die wahrlich hohen Preise. Und zwar für alles, insbesondere Lebensmittel und in Restaurants.
Auch hat die Anzahl von Obdachlosen bedauerlich zugenommen. Das ist schlimm zu beobachten, es ist bedrückend, es berührt mich tief.
Ich habe das im Hinterkopf, ich wünsche es mir anders und dennoch mag ich dieses Land immer noch. Auch wenn ich denke, dass dort eine große Veränderung in den nächsten vier Jahren stattfinden wird.
Was es noch anzumerken gibt: Sanitäre Anlagen, egal wo, sind in der Regel immer sehr sauber und werden ordentlich hinterlassen. Das beeindruckt mich immer wieder. An die automatischen Spülungen werde ich mich nie gewöhnen, haha.
Kulinarisches
Da ich ungern einen Text mit etwas nicht so schönem beende, habe ich mir die Kulinarik bis zum Schluss aufgehoben.
Es ist interessant zu beobachten, dass es mittlerweile so viele schöne Cafés und echte Restaurants gibt, die zwar auch alle eine Nummer größer sind als bei uns, aber dennoch ein tolles Flair haben.
Das war sowohl bei unserem Lieblingscafé als auch bei dem Restaurant, in dem wir essen waren, zu beobachten. Aber auch hier gilt: Günstig gibt es nicht (mehr). Und es herrscht immer eine lautere Umgebung und eine deutlich schnellere Esskultur als bei uns.
Washington DC- eine Perle der Demokratie
Für mich repräsentiert diese Stadt die Demokratie der USA wie keine andere. Das Ganze wird durch die Gebäude, die in reinem Weiß und aus Marmor sind, noch ausdrucksstärker.
Es ist ein eigenartiges Gefühl, sich vorzustellen, was in einem Land, das wirklich nur Demokratie kennt (ich weiß, mit Einschränkungen) passieren wird. Ich hoffe das Beste, denn ich wünsche mir, dass es das Land bleibt, das ich so schätze oder liebe.
Es hat das verdient.
Habt ihr unsere gemeinsame Reise genossen? Mögt ihr die USA?
Alles Liebe,
Eure Nicole
Danke für den tollen Reisebericht! Apropos teuer: Ich erinnere mich noch an meinen ersten USA-Aufenthalt. Frisch fertig mit dem Volontariat durfte ich auf Dienstreise nach New York, die ich selbstverständlich um einen Urlaub verlängert habe. Heißa, da haben mich die Hotelpreis wirklich erschlagen und die Restaurantpreise ebenfalls. Mit der Konsequenz, dass ich mit dem damals eher bescheidenen Jungredakteursgehalt auf die goldene Möwe zurückgegriffen habe. Egal, war trotzdem toll!
Washington ist schon besonders, finde ich. Irgendwie atmet diese Stadt Politik und Geschichte. Was mich bei meinem ersten Besuch aber sehr überrascht hat, war, dass mir die Kollegen sehr genau sagen konnten, welche Gebiete ich besser nicht betrete. Das fand ich sehr, sehr spooky. Dafür waren die Ausflüge „aufs Land“ wunderschön. Das ist halt noch einmal ein ganz anderes Amerika.
Liebe Grüße
Fran
Ein sehr feiner Bericht, liebe Nicole. Man merkt Deine Liebe zu diesem Land.
Ich war noch nicht dort, obwohl mein Schwager mit Familie ganz in der Nähe von Washington wohnt und mein Sohn in USA studiert hat und gelebt hat und meine Schwiegertochter Halbamerikanerin ist… Es gäbe also viele Gründe.
Aber es zieht mich einfach nicht in die USA.
Zu sehr habe ich als Kind die Amerikaner als Besatzungsmacht mit Manövern vor Ort erlebt, wobei die meisten GIs freundlich waren. Zu sehr habe ich als Jugendliche den Vietnamkrieg und die Ohnmacht dagegen miterlebt und zu sehr fand und finde ich die USA zu wenig demokratisch, denn die Rechte von PoC und Frauen wurden nicht gleichberechtigt behandelt – bis heute.
Dennoch hat mich Dein Bericht sehr gefreut. Du bist so optimistisch und positiv dem Land und seinen Leuten gegenüber eingestellt, das färbt ein wenig auf mich ab. Ich danke Dir dafür.
Herzlich,
Sieglinde
Ich danke dir für deine Worte. Es ist ein großes Geschenk, wenn man mit den von dir gemachten Erfahrungen dennoch so positiv lesen und sehen kann. Dass ich dich dann noch ein bisschen mitnehmen konnte, ist umso schöner.
Liebe Grüße
Nicole
Oh soo interessant. Vielen Dank, dass Du den Bericht geschrieben hast, ich stehe auf Deine Reiseberichte. Alles eine Nummer größer stört mich nicht, im Gegenteil. Das alles sehr teuer ist schon eher, Das hat auch ein Freund berichtet, der oft Geschäftsreisen in die USA macht. Er sagt selbst Outlets sind teuer geworden und verschwinden deshalb nach und nach von der Bildfläche. Ich denke einmal muss ich nach New York, das steht auf meiner Liste.
Liebe Grüße Tina
New York ist ein besonderes Erlebnis. Ich teile die Einschätzung deines Freundes, denn ich war im Outlet absolut überrascht über die Preise.
Aber es bleibt besonders für mich.
Liebe Grüße
Nicole
Deine Reiseberichte mag ich immer gern lesen. Ich kann dir nicht sagen, ob ich die USA mag, da ich noch nie dort war. Einige Regionen würden mich schon reizen. Aus der Ferne verstehe ich maches Verhalten allerdings nicht. Dafür müsste man tatsächlich persönliche Eindrücke gewinnen. Ich sag mal so: Die USA steht eher nicht auf meiner Reiseliste.
Liebe Grüße
Sabine
Ich freue mich sehr, dass du diese Berichte gerne liest, Danke!
Ob du es dort mögen würdest, kann man nur schwer beantworten. Meiner Meinung nach mag man es oder man möchte nie wieder hin.
Liebe Grüße
Nicole
Danke für die virtuelle Beteiligung an der Reise. Die USA werde ich freiwillig in diesem Leben nicht bereisen. Von der aktuellen Politik abgesehen: Mich würde dieses alles ist größer, lauter, schneller erschlagen. Umso mehr habe ich es genossen, über Deinen Blog ein paar Einblicke zu bekommen.
Hab einen schönen Montag!
Wobei ich glaube, dass dir die ländlichen Staaten bestimmt gefallen würden.
Aber wenn ich dir dennoch mit dem Bericht Freude bereitet habe, dann hat er seinen Zweck erfüllt.
Liebe Grüße und eine angenehme Woche wünsche ich dir
Nicole